Oticon More: Ein Hörgerät, das denken kann - Hörgeräte-News
Oticon More Hörgerät in der Hand

Oticon More: Ein Hörgerät, das denken kann

Am 01.03.2023 hat Oticon eine neue, verbesserte Technik auf den Markt gebracht: Oticon Real

Ende 2020 stellte Oticon sein neuestes Produkt als bahnbrechende Technologie vor. Da bereits die Vorgänger Opn und Opn S erstaunliche Erfolge feierten, waren wir positiv voreingenommen. Besonders neugierig waren wir auf die angekündigte künstliche Intelligenz, die das Hören und Verstehen so viel natürlicher machen soll. 

Das sind die Highlights in Oticon More

  • Kluges Kerlchen: Mit künstlicher Intelligenz zur besseren Klangerkennung
  • Klarheit und Kontrast: 3D-Hören auf einem neuen Level
  • Streaming für alle: Neue Möglichkeiten der Funkübertragung

Kluges Kerlchen: Mit künstlicher Intelligenz zur besseren Klangerkennung im Oticon More

Wissen Sie, wie kleine Kinder Muster und Kategorien lernen? Stellen Sie sich vor, wie ein Kind erstmals auf ein großes, rotes, rollendes Blechding mit vier Rädern zeigt. Papa sagt: „Das ist ein Auto.“ Kurz darauf kommt noch ein viel größeres Blechding. Es ist blau, hat auch vier Räder und eine komische Kastenform. Auch hier sagt Papa: „Das ist ein Auto.“ Die nächste Blechkiste hat wieder vier Räder, aber kein Dach. Trotzdem sagt Papa: „Das ist ein Auto.“ Irgendwann zeigt das Kind auf Fahrzeuge und sagt ganz von allein: „Auto“.

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So ähnlich wurden die neuen Oticon More-Hörgeräte trainiert. Der leistungsfähige Polaris-Chip wurde mit unzähligen Klängen aus dem echten Leben gefüttert, die jedes Mal bestimmten Klang-Kategorien zugeordnet wurden. Ganze 12 Millionen Klangszenen wurden dem Chip zum Üben vorgespielt. Durch die Fülle an Information kann die künstliche Intelligenz jetzt eigenständig erkennen, um was für eine Art Geräusch es sich handelt. Auch neue Klangbilder, denen das Hörgerät bisher nie ausgesetzt war, können durch die erlernten Muster identifiziert und einer Kategorie zugeordnet werden.

Eine riesige Menge: 12 Millionen unterschiedliche akustische Szenen hat der Polaris-Chip des Oticon More vor seiner Marktreife zu verarbeiten bekommen.

Was hat man denn als Hörgeräteträger von so einem klugen Produkt? Oticon verspricht uns, dass die eindeutige Erkennung von Sprache und Nebengeräuschen wesentlich zuverlässiger funktionieren soll als bisher. Vor allem in schwierigen Momenten, wenn die Luft voll ist von Stimmengewirr und Geräuschen, soll das Herauslösen von Sprache aus dem allgemeinen Klangbrei besser als zuvor klappen. Unsere ersten Eigenversuche waren tatsächlich vielversprechend. Selbst in lauten, unangenehmen Umgebungen konnten wir Gespräche relativ gut verfolgen.

Klarheit und Kontrast: 3D-Hören auf einem neuen Level

Oticon belässt es natürlich nicht bei einer hervorragenden Identifikation von Klangmustern. Der leistungsfähige Prozessor wurde so programmiert, dass er mit den einzelnen Klängen, die von den Richtmikrofonen aufgenommen wurden, ganz unterschiedliche Dinge anstellt. Sprache z.B. wird niemals gedämpft, eher naturgetreu und deutlich verstärkt. Nebengeräusche dagegen sollen nicht ganz so prägnant im Vordergrund stehen. Sie sollen aber auch nicht komplett rausgefiltert werden, sondern realistisch und präzise übertragen werden. So kann sich der Nutzer ein genaues Bild davon machen, was in seiner Hörumgebung gerade alles passiert. Und dann kann er selbst entscheiden, welcher Schallquelle er seine Aufmerksamkeit widmen möchte – ganz so, wie es ein Normalhörender auch tut. Diese Verbesserung der Fähigkeit, die interessantesten akustischen Eindrücke zu finden, nennt Oticon „Spatial Sound“.

Das echte Leben besteht nicht nur aus einem Sprecher: Mit Spatial Sound ermöglicht Oticon More das Erkennen der interessantesten Schallquellen in der Umgebung.

Bei unserem Selbstversuch ist uns diese kontrastreiche, räumliche Klangkulisse sofort aufgefallen. Alles war klar zu erkennen, wir wussten jederzeit genau, was um uns herum passiert. Das hat uns richtig gut gefallen, und wir glauben, dass Oticon damit einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Hören leistet.

Streaming für alle: Neue Möglichkeiten der Funkübertragung

Schon seit einigen Jahren können die meisten Oticon-Produkte drahtlos mit einem iPhone verbunden werden. Beim Oticon More funktioniert das endlich auch mit Android-Smartphones. Auf diesen Schritt haben wir lange gewartet, schließlich ist Android immer noch das beliebteste Betriebssystem für Smartphones. Allerdings sollte man beachten, dass es dafür eins der neueren Telefone braucht.

Ein einfaches Android-Update reicht leider nicht. Das Smartphone sollte Android 10 haben, mit ASHA-Protokoll (Audio Streaming for Hearing Aids), und auch Bluetooth 5 sollte implementiert sind.

Wenn diese drei Voraussetzungen erfüllt sind, kann es losgehen mit dem direkten Streaming. Das bedeutet vor allem, dass Telefonate direkt in beide Hörgeräte übertragen werden. Es ist nicht mehr nötig, das Smartphone ans Ohr zu halten. Besonders in lauten Umgebungen ist das eine enorme Erleichterung. Aber auch Audiodateien können gestreamt werden. Die Lieblingsmusik, Nachrichten oder Podcasts – aus Oticon More wird der perfekte TrueWireless Kopfhörer.

Ständig verbunden: Oticon More ist vollständig über eine App steuerbar. Hier liegt zusätzlich noch ein ConnectClip auf dem Tisch. Dieses externe Mikrofon ist mit den Hörgeräten verbunden und kann Sprache vom gegenüberliegenden Tischende verständlich übertragen.

Außerdem gibt es nun auch für Oticon Hörgeräte die Möglichkeit, sie aus der Ferne über das Internet programmieren zu lassen. Auch dafür wird die gleiche Funkverbindung genutzt wie beim drahtlosen Programmieren. Die Ferneinstellung ist ganz einfach. Sie verabreden mit Ihrem Akustiker einen Termin, bleiben aber zu Hause oder an Ihrem Arbeitsplatz. Sie halten Ihr Smartphone oder iPad bereit, und dann klingelt der Fachmann Sie über eine App an. Wenn Sie wollen, können Sie beide sich über Video sehen. Die Online-Verbindung gewährt dem Akustiker Zugriff auf Ihre Hörgeräte, und er kann die gewünschten Einstellungen vornehmen. Dadurch ist es endlich möglich, Ihre Hörgeräte in der Umgebung anzupassen, in der Sie sie auch tragen möchten. 

Das Oticon More Modellnavi

Z.B. „More 1 mini Ex R“

-> Modellreihe More / Techniklevel 1 / Bauform Externer Hörer / Gehäuseform Mini / Technische Spezifikation R

Techniklevel

  • 1 – Das ist das Premiummodell von Oticon More. Es bietet maximalen Hörkomfort ohne Einschränkungen.
  • 2 – Die BusinessClass verzichtet darauf, alle Komfortmerkmale voll auszuschöpfen, enthält jedoch viele Algorithmen, die das Hören angenehm machen.
  • 3 – Das Mittelklasse-Modell beinhaltet die grundlegenden Funktionen der More-Produktreihe. Für den normalen Höralltag reicht das aus.

Bauform/ Gehäuseform

IIC – die kleinsten Im-Ohr-Hörgeräte, die tatsächlich nicht sichtbar im Gehörgang liegen

CIC – das Im-Ohr-Hörgerät ist nahezu unsichtbar, wenn die richtige Farbwahl getroffen wurde.

ITC – das Im-Ohr-Hörgerät ist von vorne in der Regel nicht sichtbar, von der Seite jedoch schon

ITE – dieses Im-Ohr-Hörgerät liegt sichtbar in der Ohrmuschel, ähnlich den modernen Funkkopfhörern

Ex – Hierbei handelt es sich um ein relativ kleines, schmales Gehäuse, das hinter dem Ohr getragen wird. Von dort führt ein dünnes Kabel direkt in den Gehörgang, wo dann der Lautsprecher liegt. Das ist der Exhörer (auch: externer Hörer).

BTE – Behind the Ear: Dadurch, dass bei dieser Bauform der Hörer nicht im Gehörgang liegt, sondern mit im Gehäuse steckt, ist es etwas kompakter. Ein Schallschlauch oder Dünnschlauch führt zum Gehörgang und wird dort mit einer Maßotoplastik oder einem Dome an Ort und Stelle gehalten.

Technische Spezifikation

R: Das steht für Rechargeable. Das More ist ein Hörgerät mit Akku und wird mit einer Ladestation geliefert.

T: Das steht für Telefonspule. In öffentlichen Einrichtungen kommen häufig induktive Übertragungsanlagen zur Verwendung, deren Signale von der Telefonspule im Hörgerät erfasst werden. Diese direkte Aufnahme sorgt für ein besseres Verstehen in weiterer Entfernung bei reduzierten Nebengeräuschen.

Unser Fazit

Die integrierte künstliche Intelligenz stellt eine deutliche Veränderung in der Signalverarbeitung dar. Hier werden wirklich neue Wege beschritten, und wir sind sicher, dass das für Hörgeräteträger eine Verbesserung mit sich bringt. Die Höreindrücke sollten sich normaler und naturgetreuer anfühlen. Wir können nur empfehlen, diese neue Technologie selbst einmal auszuprobieren.

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