Das Gehör eines Menschen kann unterschiedliche Klänge sehr fein unterscheiden. Dabei ist nicht nur das Empfinden für Lautstärke sehr detailliert, sondern auch für die Tonhöhe. Moderne Hörgeräte imitieren diese Fähigkeit des menschlichen Gehörs und perfektionieren sie – durch Hörgeräte-Kanäle.
Ein nachlassendes Gehör hat oft zur Folge, dass hohe Töne viel schlechter Gehört werden als tiefe. Das bedeutet für Hörgeräte, dass nicht alle Tonlagen gleichmäßig verstärkt werden sollen. Liegt ein Verlust in den hohen Tonlagen vor, müssen diese Klangbereiche stärker in der Lautstärke angehoben werden als die tiefen.
Ein Hörgerät muss also eine Unterscheidung in der Verstärkung der verschiedenen Tonlagen treffen. Je feiner es dieses tut, umso genauer kann der Hörakustiker das Hörgerät auf den Bedarf an Lautstärke in den einzelnen Tonlagen programmieren.
Moderne digitale Hörgeräte sind in der Lage, den ankommenden Schall in feine Scheiben aufzuteilen. Hörakustiker sprechen in diesem Zusammenhang von Hörgeräte-Kanälen.
Jeder Kanal beinhaltet einen bestimmten Klangbereich, also zum Beispiel sehr tiefe, mittlere oder sehr hohe Tonlagen. Besitzt ein Hörgerät eine sehr große Anzahl von Kanälen, sind diese Scheiben besonders dünn, beinhalten also einen kleinen Tonhöhenbereich. Meist sind Hörgeräte mit besonders feinen Scheibenbreiten solche mit sehr anspruchsvoller Technik. Diese Hörgeräte lassen sich besonders fein auf das Gehör des Trägers programmieren.
Menschen empfinden nicht jede Tonhöhe gleich laut. Die persönliche Empfindlichkeit ist in den unterschiedlichen Tonlagen sehr unterschiedlich. Tritt ein Hördefizit ein, nehmen diese Unterscheide noch einmal zu. Leise hohe Töne beispielsweise werden dann zwar schlechter gehört, werden sie lauter, ist die Empfindlichkeit jedoch meist erhöht.
Das bedeutet, dass man laute hohe Töne, obwohl man diese Tonlagen schlechter hört, als unangenehm laut empfindet, wenn die Lautstärke zunimmt. Gleichzeitig ist die Lärmempfindlichkeit gegenüber Bässen oft nur sehr gering.
Auch hier kommen die Hörgeräte-Kanäle ins Spiel. Die Verstärkung in den einzelnen Kanälen kann nämlich unterschiedlich gestaltet werden. So können leise hohe Töne zum Beispiel stark verstärkt werden, laute hohe Tonlagen aber zum Beispiel gar nicht. Auch dieses Verhalten ist sehr fein regelbar, wenn das Hörgerät über viele feine Kanäle verfügt.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Dynamikregelung im Hörgerät. Also einer unterschiedlichen Behandlung leiser und lauter Schallereignissen, abhängig von ihrer Tonlage.
Die Hauptaufgabe moderner Hörgeräte ist, Sprache so brillant wie möglich wiederzugeben. Dabei soll die Überlagerung mit Lärm und Geräuschen so gering wie möglich gehalten werden. Schnelle Rechenoperationen sind in der Lage, in Hörgeräten eine Unterscheidung von Klangsituationen zu realisieren. Das bedeutet: Aktuelle Hörgeräte können zwischen Sprache (also Nutzschall) und Störschall unterscheiden.
Neuerdings tun sie das nicht nur über das gesamte Klangspektrum, sondern auch innerhalb von Kanälen. So können Sprachanteile in einigen Kanälen geschützt und separat behandelt werden. Gleichzeitig kann in anderen Kanälen effektiv gegen Störgeräusche vorgegangen werden. Das Ergebnis ist maximale Sprachverständlichkeit.
Übrigens: In extremen Störlärmsituationen ist durch diese aufwändige Rechenarbeit in den Kanälen für schwerhörige Menschen manchmal ein besseres Sprachverständnis möglich, als für Normalhörende.
Aktuelle Spitzentechnologie im Bereich der Hörgeräte ist in der Lage, Schall in über 20 unterschiedlichen Kanäle zu bearbeiten. Zum Vergleich: Aktuelle Einsteiger-Modelle unterscheiden nur 4 bis 6 unterschiedliche Kanäle.