Wie klein sind unsichtbare Hörgeräte wirklich? Sind die sehr empfindlich? Taugen die auch was? Immer mehr Menschen interessieren sich für die winzig kleinen Hörgeräte, sind aber noch unsicher bei ihrer Entscheidung. Wir haben die wichtigsten Fakten zusammengestellt.
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Chips, Stromquellen, Mikrofone und Lautsprecher von Hörgeräten werden immer kleiner. Weil die Bauteile immer weiter schrumpfen, können die Hörgeräte insgesamt auch immer kleiner werden.
Der Grad der Miniaturisierung hat ein Niveau erreicht, mit dem unsichtbare Hörgeräte realisierbar sind, wenn die Größe des Gehörgangs genug Raum bietet. Und selbst, wenn nicht, ist heute in fast jedem Fall ein Hörgerät kaum mehr sichtbar umsetzbar. Es verschwindet dann nicht vollständig im Ohr, sondern ist zu sehen, wenn man weiß, wonach man suchen soll (meist bleibt es also unbemerkt).
In der Fachwelt heißt dieser Typ Hörgerät IIC. Das steht für „Invisible in Canal“ und beschreibt den Sitz der Hörgeräte tief im Ohrkanal. Der menschliche Gehörgang ist ca. 2,5 cm lang. Ein IIC hat jedoch nur eine Länge von ca. 1 cm, also ist da reichlich Platz, um das kleine Hörgerät zu verbergen. Natürlich spielen Faktoren wie der Querschnitt oder die Krümmungen des Gehörgangs eine Rolle. Bei sehr vielen Menschen gelingt es aber, das unsichtbare Hörgerät so nah vor das Trommelfell zu schieben, dass es am Ende wirklich nicht mehr zu sehen ist.
Der tiefe Sitz im Gehörgang macht ein IIC nicht nur unsichtbar. Er lässt den Schall auch an fast der gleichen Stelle eintreffen wie beim Normalhörenden. Das ist ein ganz wichtiger Faktor, wenn es um das räumliche Hören geht, denn die menschliche Ohrmuschel und auch Kopfgröße und -form sind ausschlaggebend für das Erkennen von Richtungen. Jeder Mensch hat seinen individuellen räumlichen Höreindruck von Geburt an gelernt.
Wenn man ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät auf dem Ohr trägt, dann ist das so, als ob die eigenen Ohrmuscheln abgeschnitten und durch künstliche Standardohren ersetzt werden. Das räumliche Hören muss also rechnerisch rekonstruiert werden. Sehr viel einfacher hat man es mit unsichtbaren Hörgeräten, denn die machen sich die individuelle Kopf-Anatomie zu Nutze. Der Höreindruck ist so, wie man ihn von Kindesbeinen an gelernt hat. Richtungen erkennt man zuverlässig, und das 3D-Hören erfolgt ganz natürlich.
Unsichtbare Hörgeräte sind immer eine Maßanfertigung. Sie werden nach einer Ohrabformung hergestellt und passen perfekt in den Gehörgang. Durch die tiefe Platzierung kurz vor dem Trommelfell sind sie kaum zu spüren. Sie können nicht herausfallen, konkurrieren nicht mit Brillenbügeln und stören nicht, wenn man einen Pullover über den Kopf streift. Das Tragegefühl ist unvergleichlich sicher und angenehm. Es gibt sogar noch ein kleines Extra obendrauf: Der unsichtbare Trageort im Gehörgang schützt die Hörgeräte auch vor Wind- und Wettereinflüssen. Lästige Windgeräusche werden von der Ohrmuschel zuverlässig abgeschirmt. Auch ein Regenschauer kann den IIC nichts anhaben, denn das Wasser läuft nicht ins Ohr hinein.
Manche Menschen denken, dass in den winzigen, unsichtbaren Hörgeräten sicher nur eine einfache Verstärkertechnik steckt. Das ist ein Irrtum, genau das Gegenteil ist der Fall. In IIC-Hörgeräten steckt die gleiche Präzisions-Hörtechnik wie in allen anderen Hörgeräten auch. Eine Vielzahl an Frequenzkanälen gleicht jeden Knick in der Hörkurve aus, und adaptive Lärmunterdrückungssysteme kreieren die perfekte Balance aus Sprachklarheit und Geräuschkulisse. Das natürliche 3D-Raumgefühl rundet den Klangeindruck ab. Unsichtbare Hörgeräte kombinieren ein Höchstmaß an Individualisierung mit unglaublich guten Trageeigenschaften und brillanter Akustik.
Trotz aller Vorteile möchte wir Ihnen natürlich auch die Nachteile dieser kleinen Klangwunder nicht verschweigen.
Wenn Sie aus ökologischen Gründen grundsätzlich keine Batterien benutzen möchten, sind die unsichtbaren IIC-Geräte nicht für Sie geeignet. Eine Akku-Variante dieser Hörgeräte ist noch nicht auf dem Markt.
Legen Sie Wert auf Ferneinstellung, direktes Streamen, umfangreiche Apps und vielfältige Zubehörkopplung? Auch das ist in dieser Größe leider noch nicht möglich. Die Hersteller arbeiten zwar stetig weiter an der Miniaturisierung – ein leistungsfähiges Bluetooth-Modul für diese Gerätegröße gibt es jedoch noch nicht.
Wenn Sie selbst die Lautstärke verändern oder zwischen Hörprogrammen wechseln können möchten, ist dies bislang nur über eine App oder Fernbedienung möglich, die entweder mittels hochfrequenter Signale oder über ein Magnet Befehle an das Hörgerät abgeben kann.
Unsichtbare Hörgeräte haben sich vom Nischenprodukt zum herausragenden Allrounder gemausert. Aus dem Grund wird inzwischen immer mehr Aufwand in die Weiterentwicklung der kleinen Wunderwerke gesteckt. Durch die ständige Verbesserung sind sie mittlerweile für viele Interessenten verfügbar.
Einem Hörakustik-Profi genügt ein Blick ins Ohr und ein weiterer Blick auf den audiologischen Hörbedarf, um die Machbarkeit einzuschätzen. Meistens geht der Daumen nach oben.
Abschließend noch ein paar Worte zur Handhabung: Das tägliche Einsetzen und Herausnehmen ist kinderleicht und macht keine Mühe. Die Hörgeräte-Batterie ist zwar sehr klein und muss alle paar Tage gewechselt werden, aber auch das ist mit ein wenig Übung kein Problem. Zur Not bedingt man sich kleiner Hilfsmittel wie einem Magnetstab. Die tägliche Reinigung und Pflege sind innerhalb weniger Sekunden erledigt und stellen nicht mehr Aufwand dar, als es bei jedem anderen Hörgerät auch der Fall ist.
Unsichtbare Hörgeräte haben ihren festen Platz in der Welt der Hörakustik gefunden und sind dort nicht mehr wegzudenken.
Wir testen regelmäßig auch unsichtbare oder fast unsichtbare Hörgeräte. In unserem Hörgeräte-Vergleich finden Sie diese Modelle, indem Sie den Suchfilter Bauform auf „Im-Ohr-Hörgerät mini“ oder „Unsichtbares Hörgerät“ setzen. Wir haben den Filter hier schon einmal für Sie vorausgewählt: