Sie finden auf dem deutschen Hörgerätemarkt weit mehr als 1.000 verschiedene Hörsysteme unterschiedlichster Hörgerätehersteller. Da überkommt einen schwerhörigen Menschen schnell das Gefühl der Überforderung. Wir machen es Ihnen etwas leichter und zeigen Ihnen die Zusammenhänge auf.
Inhaltsverzeichnis
Die Reihenfolge der Auflistung ist willkürlich.
Unternehmen | zugehörige Firmen |
---|---|
Sonova Holding AG | Phonak, Hansaton, Unitron, Geers, u.a. |
Demant A/S | Oticon, Philips, Bernafon, Sonic, u.a. |
GN Store Nord A/S | ReSound, Interton, Beltone, Jabra, u.a. |
WS Audiology A/S | Widex, Signia, AudioService, Audibene, u.a. |
Starkey Hearing Technologies | Starkey Laboratories |
Die Reihenfolge der Auflistung ist auch hier willkürlich.
Die Schweizer Aktiengesellschaft hat ihren Ursprung 1947 aus einer AG für Elektroakustik, die nach einem Verkauf 1965 zur Phonak AG wurde. 1985 entstand die Phonak Holding AG, die später zur Sonova Holding umbenannt wurde.
Ihr anhängig sind die Hörakustikbetriebe Geers und die niederländische Handelsgesellschaft AudioNova International, ebenfalls gehören Phonak, Hansaton und der kanadische Hörgerätehersteller Unitron der Aktiengesellschaft an.
Die Sonova Holding ist außerdem aktiv im Markt der Cochlea-Implantate und hat eine Kooperation mit Sennheiser.
GN ist eine dänische, aktiennotierte Unternehmensgruppe, die bereits im Jahre 1869 gegründet wurde. Ursprünglich beschäftigte sich GN mit Informationstechnologie in Form der Verbindung von Europa mit Russland und dem Fernen Osten über Seekabel, später konzentrierten sie sich auf Funktechnologie.
Erst zur Jahrtausendwende holten sie den Hörgeräteersteller ReSound ins Unternehmen, der bereits seit 1943 aktiv ist. Später kamen mit Jabra, Beltone, Interton und Danavox weitere Hörgerätemarken dazu.
Aufgrund der Vorgeschichte des Unternehmens ist es nicht verwunderlich, dass ReSound 2014 das weltweit erste Hörgerät auf den Markt brachte, das über die 2,4 GHz-Technik verfügte und damit die Vernetzung von Hörgeräten und Smartphones auf den Weg brachte.
Diese dänische Aktiengesellschaft hat ihren Ursprung bei William Demant, der den Grundstein für die Oticon-Hörgerätemarke legte. Allerdings starb dieser recht bald nach seinen ersten Erfolgen und sein Sohn übernahm das beginnende Unternehmen 1910. 1947 schenkte er alle seine Firmenanteile der Oticon Stiftung. Diese Stiftung ist heute noch mit 55 – 60% Hauptaktionär der Aktiengesellschaft.
1995 übernahm die Demant A/S den Schweizer Hörgerätehersteller Bernafon und 2018 kam Philips ins Team. Außerdem ist die Demant-Gruppe stark vertreten im Diagnostikbereich und dem der Hörimplantate.
Die WS Audiology Gruppe ist eine Aktiengesellschaft mit Hauptsitz in Dänemark.
Der Startschuss für die WS Audiology Gruppe fiel 2019 mit einer Fusion zwischen dem dänischen Hörgerätehersteller Widex und dem Hersteller Sivantos durch den schwedischen Finanzinvestor EQT.
Sivantos war bis 2015 ein Geschäftsbereich von Siemens, bevor sie sich abspalteten. Den Hauptsitz hat Sivantos in Singapur. Die Hörgerätemarke der Sivantos-Gruppe heißt Signia, die noch immer von Erlangen aus koordiniert wird.
Nach und nach holte die WS Audiology Gruppe weitere Branchenmitstreiter ins Boot, um ihren Einfluss auszuweiten.
Dazu gehört neben dem Hersteller Audio Service mit Sitz in Löhne auch der Internetanbieter Audibene. Außerdem die eher unbekannteren Hörgerätehersteller Rexton und Coselgi sowie weitere Firmen, die aber im deutschen Markt kaum Präsenz haben.
Starkey ist der einzige, inhabergeführte Hörgerätehersteller, der auf dem Markt mit den großen Gesellschaften mithalten kann.
1967 als Reparaturservice für Hörgeräte gegründet, kaufte das Unternehmen eine Otoplastikfirma namens Starkey in Hamburg und behielt diesen Namen für sein Unternehmen bei. Seit 1990 entwickelt und produziert das private Unternehmen mit Hauptsitz in den Vereinigten Staaten eigene Hörgeräte.
Der Vorteil einer solchen Zusammenarbeit ist nicht von der Hand zu weisen:
Neben dem Design, bei dem häufig nur kleine Details geändert werden, sind auch die Techniken innerhalb der Unternehmen sehr ähnlich.
Grundsätzlich wird in der zentralen Entwicklungsabteilung eine Chiptechnologie entwickelt, die entweder zeitgleich oder mit etwas Versatz an die zugehörigen Hörgerätehersteller weitergeleitet wird. Diese passen den Chip lediglich noch ein wenig an ihre eigenen Philosophien an. Die Unterschiede finden sich dann z.B. in der Namensgebung der einzelnen Funktionen sowie in den Programmieroberflächen der Anpasssoftware.
Das Design der Hörgeräte wird entweder ein kleines bisschen abgeändert oder sogar 1:1 übernommen:
Die Übernahme einzelner Hörakustikbetriebe oder gar ganzer Ketten ermöglicht einem Hörgerätehersteller, seinen Einfluss auf dem Verbrauchermarkt noch zu erhöhen, da sie in diesen Geschäften nur die unternehmenseigenen Marken anbieten und nicht dem Wettbewerb unterliegen.
Es ist alles gar nicht so kompliziert, wie es aussieht.
Denn der für einen Laien schier unüberblickbare Markt der Hörgerätehersteller ist in Wirklichkeit gar nicht so groß. Es gibt sehr viele Markennamen (siehe auch unseren Artikel zu Eigennamen), hinter denen aber nur wenige Forschungs- und Entwicklungsabteilungen stecken.
Sie brauchen sich daher keine Sorgen machen, eine außergewöhnlich tolle Technik zu verpassen, wenn Sie eine Marke nicht testen. Solange Ihr Hörakustiker unabhängig arbeitet und Ihnen Techniken von jeder Gesellschaft anbieten kann, sind Sie bereits sehr gut beraten.
Wenn Sie sich unsicher fühlen oder weiter Fragen zu einem bestimmten Hörgerätehersteller haben, dürfen Sie uns sehr gerne kontaktieren. Nutzen Sie dafür das hier hinterlegte Kontaktformular
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