Hyperakusis ist ein akustisches Phänonem, das mehr Menschen betrifft, als man denkt. Da es leider häufig noch ein Tabu-Thema ist, möchten wir Ihnen ein paar Informationen dazu geben.
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Bei einer Geräuschüberempfindlichkeit, auch Hyperakusis genannt, funktionieren die Filtermechanismen in unserem Gehör nicht mehr richtig. Diese sind für die Trennung von störendem und nützlichem Schall verantwortlich und hemmen diese, falls nötig.
Ist dies der Fall, richten Betroffene ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Geräusche, die sie dann – trotz nicht allzu hoher Lautstärke – als sehr unangenehm empfinden.
Sind Betroffene gestresst oder starken Belastungen ausgesetzt, kann sich diese Empfindlichkeit noch verstärken. Dadurch geraten sie schnell in einen Kreislauf aus Angst vor Geräuschen und dadurch einer noch stärkeren Wahrnehmung, so dass irgendwann selbst alltägliche Geräusche zur Qual werden.
Nach und nach ziehen sich Betroffene zurück, suchen die Isolation und Ruhe. Dieser Kreislauf ist von alleine kaum mehr zu durchbrechen.
Bei der Hyperakusis unterscheiden wir zwischen 4 Arten der Geräuschüberempfindlichkeit:
Ursächlich für die Arten 1 – 3 der Geräuschüberempfindlichkeit können sein:
Eine ausgewogene Mischung aus Lärm und Ruhe bzw. Entspannung für die Ohren sowie das Tragen von Gehörschutz in Lärmberufen ist bereits eine gute Prophylaxe.
Alle Arten der Geräuschüberempfindlichkeit haben gemeinsam, dass Betroffene sehr stark darunter leiden und sich immer mehr in die Ruhe zurückziehen. Bis es soweit ist, können Angststörungen entstehen, Herzrasen, Panikattacken, Versagensängst, Konzentrations- und Schlafprobleme, Depressionen – die Symptome sind weitreichend.
Viele Menschen mit Hyperakusis gewöhnen sich an, ihre Ohren gegen den Lärm mit Stöpseln zu verschließen. Dadurch wird zwar kurzfristig eine Erleichterung erzielt. Im Grunde wird der Teufelskreis aber noch verstärkt, da ein Leben in der Öffentlichkeit bald ohne Gehörschutz nicht mehr möglich ist.
Da Hyperakusis durch eine Fehlfunktion der Mechanismen auftritt, leiden Betroffene oft noch zusätzlich an einem Ohrgeräusch. Mehr Informationen hierzu und was Sie dagegen tun können, finden Sie in unseren Artikeln zum Thema Tinnitus.
Sofern die Hyperakusis keine medizinischen Ursachen hat, ist sie mit Geduld, Wille und professioneller Hilfe heilbar. Je nach vorliegender Diagnose kommen folgende Wege in Betracht:
Dieser Weg ist nicht in wenigen Tagen beschritten. Doch die Mühe ist es wert, denn es ist Ihr Leben, dass Sie sich zurückholen können.
Hyperakusis mit Recruitment ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Einerseits hört der Betroffene schlecht, so dass man automatisch die Lautstärke erhöht, andererseits ist es nur ein ganz schmaler Grat und dem Betroffenen ist die Lautstärke unangenehm.
Wenn nun eine Hörgeräteversorgung angestrebt wird, braucht es ein offenes Gespräch mit dem Hörakustiker, eine gute Diagnostik und eine Einstellung der Hörgeräte, die es dem Schwerhörigen möglich macht, sich Schritt für Schritt wieder ins Hören zurückbegleiten zu lassen.
In den meisten Hörgeräten ist heutzutage ein Eingewöhnungsmanger integriert, der eine automatische Erhöhung der Lautstärke während der Tragezeit durchführt. Die Zeiträume und Intensität lassen sich vom Hörakustiker vorher festlegen.
Und – keine Sorge – Hörgeräte lassen sich im Ausgang begrenzen, so dass diese, je nach Art des Hörverlustes, sogar die Funktion eines Gehörschutzes übernehmen, wenn es einmal zu laut wird. Warum Sie trotzdem gut verstehen werden, erklären wir hier in unserem Artikel zur Dynamikkompression.
Außerdem können moderne Hörgeräte mit ausgefeilten Signalverarbeitungsstrategien problemlos die ausgefallenen Filtermechanismen ersetzen und die Störgeräusche von den Nutzgeräuschen trennen.
Beugen Sie sich nicht Ihrem Schicksal der Geräuschüberempfindlichkeit. Es geht um Ihr Leben und das ist es wert, dass man Zeit investiert.
Was nämlich keine Therapie und kein Hörgerät übernehmen kann, ist die Motivation und die Mitarbeit des unter Hyperakusis Leidenden, sich in kleinen Schritten sein Leben zurückzuerobern.
Machen Sie den ersten Schritt und vereinbaren Sie einen Termin zur Diagnostik. Wenden Sie sich an eine Fachklinik, an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder eine Hörakustiker, der eine erste Diagnostik erstellen kann.
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