Schwerhörigkeit und Hyperakusis: wenn Geräusche zur Qual werden - Infos und Tipps 2024 - Hörgeräte-News
Hyperakusis - die Angst vor Geräuschen

Schwerhörigkeit und Hyperakusis: wenn Geräusche zur Qual werden – Infos und Tipps 2024

Hyperakusis ist ein akustisches Phänonem, das mehr Menschen betrifft, als man denkt. Da es leider häufig noch ein Tabu-Thema ist, möchten wir Ihnen ein paar Informationen dazu geben.

Was ist Hyperakusis?

Bei einer Geräuschüberempfindlichkeit, auch Hyperakusis genannt, funktionieren die Filtermechanismen in unserem Gehör nicht mehr richtig. Diese sind für die Trennung von störendem und nützlichem Schall verantwortlich und hemmen diese, falls nötig.

Ist dies der Fall, richten Betroffene ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Geräusche, die sie dann – trotz nicht allzu hoher Lautstärke – als sehr unangenehm empfinden.

Sind Betroffene gestresst oder starken Belastungen ausgesetzt, kann sich diese Empfindlichkeit noch verstärken. Dadurch geraten sie schnell in einen Kreislauf aus Angst vor Geräuschen und dadurch einer noch stärkeren Wahrnehmung, so dass irgendwann selbst alltägliche Geräusche zur Qual werden.

Nach und nach ziehen sich Betroffene zurück, suchen die Isolation und Ruhe. Dieser Kreislauf ist von alleine kaum mehr zu durchbrechen.

Arten von Hyperakusis

Bei der Hyperakusis unterscheiden wir zwischen 4 Arten der Geräuschüberempfindlichkeit:

  1. allgemeine Hyperakusis
    • Bei der allgemeinen Hyperakusis liegt eine reine Überempfindlichkeit gegen laute Geräusche vor. Eine Hörschädigung ist bei dieser Form nicht zu messen.
  2. Hyperakusis mit Recruitment
    • Hierbei liegt eine Schwerhörigkeit vor und gleichzeitig eine Geräuschüberempfindlichkeit
  3. Hyperakusis als Phonophobie
    • Bei dieser Form richtet sich die Überempfindlichkeit nur gegen ganz bestimmte Geräusche, die negativ besetzt sind. Klassisches Beispiel ist hierfür das Kratzen von Kreide oder Fingernägel über die Schreibtafel.
  4. sonstige Arten von Hyperakusis
    • Neben der durch Migräne kurzzeitig vorliegenden Geräuschüberempfindlichkeit gibt es auch die Variante, dass durch eine Lähmung des Gesichtsnerves der Stapediusreflex nicht mehr funktioniert. Dieser ist verantwortlich für die Dämpfung zu lauter Geräusche. Auch der operative Eingriff im Mittelohr bei einer Otosklerose kann diesen Stapediusreflex außer Gefecht setzen.

Ursachen einer Hyperakusis

Ursächlich für die Arten 1 – 3 der Geräuschüberempfindlichkeit können sein:

  • Stress und Hektik im Alltag
  • ständige Lärmbelastung (Verkehr, Beruf, …..)
  • Medikamente
  • Infektionen
  • psychische Erkrankungen wie Depressionen
  • Knalltrauma
  • Hörsturz

Eine ausgewogene Mischung aus Lärm und Ruhe bzw. Entspannung für die Ohren sowie das Tragen von Gehörschutz in Lärmberufen ist bereits eine gute Prophylaxe.

Symptome von Hyperakusis

Alle Arten der Geräuschüberempfindlichkeit haben gemeinsam, dass Betroffene sehr stark darunter leiden und sich immer mehr in die Ruhe zurückziehen. Bis es soweit ist, können Angststörungen entstehen, Herzrasen, Panikattacken, Versagensängst, Konzentrations- und Schlafprobleme, Depressionen – die Symptome sind weitreichend.

Viele Menschen mit Hyperakusis gewöhnen sich an, ihre Ohren gegen den Lärm mit Stöpseln zu verschließen. Dadurch wird zwar kurzfristig eine Erleichterung erzielt. Im Grunde wird der Teufelskreis aber noch verstärkt, da ein Leben in der Öffentlichkeit bald ohne Gehörschutz nicht mehr möglich ist.

Da Hyperakusis durch eine Fehlfunktion der Mechanismen auftritt, leiden Betroffene oft noch zusätzlich an einem Ohrgeräusch. Mehr Informationen hierzu und was Sie dagegen tun können, finden Sie in unseren Artikeln zum Thema Tinnitus.

Ist Hyperakusis heilbar?

Sofern die Hyperakusis keine medizinischen Ursachen hat, ist sie mit Geduld, Wille und professioneller Hilfe heilbar. Je nach vorliegender Diagnose kommen folgende Wege in Betracht:

  • apparative Versorgung mit Hör- oder Rauschgeräten zur Rückgewöhnung an Geräusche
  • Geräuschempfindlichkeitstherapie zur Durchbrechung der Wahrnehmungsstörung
  • psychologische Unterstützung

Dieser Weg ist nicht in wenigen Tagen beschritten. Doch die Mühe ist es wert, denn es ist Ihr Leben, dass Sie sich zurückholen können.

Schwerhörigkeit und Hyperakusis

Hyperakusis mit Recruitment ist für alle Beteiligten eine Herausforderung. Einerseits hört der Betroffene schlecht, so dass man automatisch die Lautstärke erhöht, andererseits ist es nur ein ganz schmaler Grat und dem Betroffenen ist die Lautstärke unangenehm.

Wenn nun eine Hörgeräteversorgung angestrebt wird, braucht es ein offenes Gespräch mit dem Hörakustiker, eine gute Diagnostik und eine Einstellung der Hörgeräte, die es dem Schwerhörigen möglich macht, sich Schritt für Schritt wieder ins Hören zurückbegleiten zu lassen.

In den meisten Hörgeräten ist heutzutage ein Eingewöhnungsmanger integriert, der eine automatische Erhöhung der Lautstärke während der Tragezeit durchführt. Die Zeiträume und Intensität lassen sich vom Hörakustiker vorher festlegen.

Und – keine Sorge – Hörgeräte lassen sich im Ausgang begrenzen, so dass diese, je nach Art des Hörverlustes, sogar die Funktion eines Gehörschutzes übernehmen, wenn es einmal zu laut wird. Warum Sie trotzdem gut verstehen werden, erklären wir hier in unserem Artikel zur Dynamikkompression.

Außerdem können moderne Hörgeräte mit ausgefeilten Signalverarbeitungsstrategien problemlos die ausgefallenen Filtermechanismen ersetzen und die Störgeräusche von den Nutzgeräuschen trennen.

Fazit

Beugen Sie sich nicht Ihrem Schicksal der Geräuschüberempfindlichkeit. Es geht um Ihr Leben und das ist es wert, dass man Zeit investiert.

Was nämlich keine Therapie und kein Hörgerät übernehmen kann, ist die Motivation und die Mitarbeit des unter Hyperakusis Leidenden, sich in kleinen Schritten sein Leben zurückzuerobern.

Machen Sie den ersten Schritt und vereinbaren Sie einen Termin zur Diagnostik. Wenden Sie sich an eine Fachklinik, an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder eine Hörakustiker, der eine erste Diagnostik erstellen kann.

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