Schwerhörigkeit und Demenz 2024: Vorsicht Falle! - Hörgeräte-News
Demenz

Schwerhörigkeit und Demenz 2024: Vorsicht Falle!

Demenz ist die häufigste Ursache für Pflegebedürftigkeit im fortgeschrittenen Alter. Sie ist eine Erkrankung, die von vielen Menschen mit großer Sorge betrachtet wird. Die Vorstellung, die Selbstständigkeit zu verlieren und den eigenen Angehörigen zur Last zu fallen, löst eine tiefgreifende Beunruhigung aus. Daher werden bereits geringfügige Symptome im Alter als erste Anzeichen für diese Krankheit wahrgenommen.

Es ist mittlerweile allgemein bekannt, dass Schwerhörigkeit und Demenz zusammenhängen und schlechtes Hören das Risiko für Demenz signifikant erhöhen kann. Interessanterweise handelt es sich dabei um ein Risiko, auf das wir tatsächlich Einfluss nehmen können. Doch was genau ist der Zusammenhang zwischen Hören und dem Abbau kognitiver Fähigkeiten?

Was ist Demenz?

Das Bundesgesundheitsministerium beschreibt die Demenz wie folgt:

Am Anfang der Krankheit stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Merkfähigkeit, in ihrem weiteren Verlauf verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses, sodass die Betroffenen zunehmend die während ihres Lebens erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten verlieren. Aber eine Demenz ist mehr als eine „einfache“ Gedächtnisstörung. Sie zieht das ganze Sein des Menschen in Mitleidenschaft: seine Wahrnehmung, sein Verhalten und sein Erleben.

Das Gehirn ist ein äußerst komplexes Organ, das auf eine ständige Stimulation angewiesen ist, um optimal zu funktionieren. Das Hören spielt dabei eine entscheidende Rolle. Wenn das Gehör beeinträchtigt ist und Klänge nur noch gedämpft oder verzerrt wahrgenommen werden, kommt es zu einer verringerten Stimulation des Gehirns.

Woran erkennt man eine Demenz?

Da Demenz eine fortschreitende Erkrankung ist, werden frühe Anzeichen oft als einfache Vergesslichkeit oder als normale Auswirkungen eines stressigen Tages abgetan. Es ist jedoch wichtig, wachsam zu sein, wenn bestimmte Symptome häufiger auftreten und an Intensität zunehmen. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abklären zu lassen.

Symptome im AlltagSymptome im Verhalten
Dinge werden verlegtVerhaltensveränderungen
Namen werden vergessenDepression
OrientierungslosigkeitAngst
Merkfähigkeit lässt nachTeilnahmslosigkeit
Wortfindungsstörungeninnere Unruhe
anspruchsvolle Aufgaben fallen schwererStimmungsschwankungen
verminderte ProblemlösungsfähigkeitPersönlichkeitsveränderungen
erschwerte KoordinationHalluzinationen
Diese Tabelle zeigt nur einen Auszug der möglichen Symptome auf.

Ein qualifizierter Arzt kann differenzieren, ob es sich um einen regenerativen Prozess handelt oder ob möglicherweise eine behandelbare Erkrankung vorliegt, deren Symptome einer Demenz ähneln. Durch eine gründliche medizinische Untersuchung können andere mögliche Ursachen wie Stoffwechselstörungen, Vitaminmangel, Nebenwirkungen von Medikamenten oder psychische Erkrankungen ausgeschlossen werden.

Vorsicht Falle: Parallelen zwischen Schwerhörigkeit und Demenz

Es ist äußerst wichtig, besondere Achtsamkeit walten zu lassen, da eine Schwerhörigkeit beinahe identische Symptome wie eine beginnende Demenz aufweisen kann. In Anbetracht dieser Tatsache ist es unerlässlich, die möglichen Auswirkungen von einem Hörverlust auf die kognitive Funktion zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Schwerhörigkeit und Demenz können dazu führen, dass Veränderungen im Verhalten oder der geistigen Leistungsfähigkeit leicht fehlinterpretiert werden. Probleme wie Gedächtnisverlust, Verwirrtheit, Schwierigkeiten bei der Kommunikation oder sozialer Rückzug können gleichermaßen auf eine Schwerhörigkeit oder eine kognitive Beeinträchtigung zurückzuführen sein.

Achten Sie daher unbedingt auf folgende Anzeichen bei der betreffenden Person:

AußenwirkungGrund
wirkt teilnahmslosdie Konzentration auf Gespräche kann nur eine begrenzte Zeit aufrechterhalten werden, bis der Schwerhörige resigniert und aufgibt
zieht sich zurückKommunikation ist anstrengend und bringt keine Freude, wenn man nichts versteht.
gibt falsche AntwortenDer Versuch, aus ankommenden Sprachfetzen eine Frage zu erraten, ist nicht immer erfolgreich
ist schnell müdedie Konzentration und Anspannung ist eine Dauerbelastung für den Schwerhörigen
kann sich weniger merkenÜberlastung des Gehirnes durch ständiges Kombinieren müssen
wirkt depressiv/gereiztUngeduld mit sich selbst und den anderen
es kommt vermehrt zu Missverständnissendurch eingeschränkte Kommunikation
verpasst Terminetelefonisch vereinbarte Termine werden falsch verstanden
wirkt zunehmend unruhigeingeschränktes Sicherheitsgefühl, da man nichts mehr wahrnimmt, was in der Umgebung passiert
nimmt Gefahren nicht mehr wahrdie Fahrradklingel oder das Elektro-Auto wird nicht gehört

Indem wir uns bewusst machen, dass Hörverlust und Demenz ähnliche Symptome zeigen, können wir den Betroffenen besser unterstützen. Eine gezielte Überprüfung des Hörvermögens und eine frühzeitige Intervention sind von großer Bedeutung, um sicherzustellen, dass eine Schwerhörigkeit nicht fälschlicherweise als beginnende Demenz diagnostiziert wird.

Wie kann ein Hörgerät helfen?

Durch eine umfassende auditive Untersuchung und eine genaue Beobachtung der individuellen Situation können wir den Betroffenen gezielt helfen. Eine rechtzeitige Versorgung mit Hörgeräten kann das Hörvermögen verbessern und das Risiko von Fehldiagnosen oder unnötigen Behandlungen verringern.

Schwerhörigkeit und Demenz
Die rechtzeitige Versorgung mit Hörgeräten bedeutet auch, dass der Betroffene nicht länger in der Isolation gefangen ist. Durch die Möglichkeit, aktiv am sozialen Leben teilzunehmen, kann er sich wieder mit Familie, Freunden und Kollegen verbinden. Der Austausch von Gedanken, Emotionen und Geschichten wird wieder möglich und die Einsamkeit weicht der Verbundenheit. Bildquelle: ASSY auf Pixabay

Darüber hinaus ermöglichen Hörgeräte dem Betroffenen, seinen Alltag mit größerer Leichtigkeit zu bewältigen. Alltägliche Aktivitäten wie Telefonate, das Verfolgen von Fernsehsendungen oder das Einkaufen werden nicht mehr zu Hürden, sondern zu Momenten der Freude und Selbstständigkeit. Die Ängste und Frustrationen, die durch Missverständnisse und Verpassen wichtiger Informationen entstehen können, weichen einem Gefühl der Sicherheit und der Selbstbestimmung.

Eine rechtzeitige Versorgung mit Hörgeräten ist daher von entscheidender Bedeutung. Sie eröffnet dem Betroffenen die Möglichkeit, die Welt des Hörens wiederzuentdecken und seine Lebensqualität auf vielfältige Weise zu verbessern. Es ist eine Investition in sein Wohlbefinden, seine soziale Integration und seine Fähigkeit, seinen Alltag mit Zuversicht und Freude zu meistern.

Die Krankenkassen unterstützen Betroffene mit einem Festbetrag – alle Informationen dazu erhalten Sie hier:

Kann ich einer Demenz vorbeugen?

Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. informiert auf ihrer Internetseite über Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung an Demenz verringern können. Dazu gehören:

geistige, körperliche und soziale Aktivität
ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, reich an Vitamin C, E und Beta-Karotin
fett- und cholesterinarme Ernährung, möglichst ungesättigte Fettsäuren
die Behandlung von Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Diabetes Mellitus

Aus dieser Auflistung und den obigen Ausführung der Folgen einer Schwerhörigkeit wird deutlich, dass zumindest der erste Punkt unmittelbar mit der rechtzeitigen Versorgung einer Schwerhörigkeit einhergeht. Denn die Einschränkung der sozialen Aktivitäten zieht zwangsläufig die Reduzierung der geistigen und auch körperlichen Aktivitäten nach sich. Durch die dann ausbleibende Stimulation des Gehirnes wird der Aufbau wichtiger Strukturen verhindert.

Spannende Studienerkenntnisse zum Demenzrisiko

Es gibt eine bekannte Langzeitstudie, die in den 80er Jahren begann und darauf abzielte, den Zusammenhang zwischen kognitiver Gesundheit und Demenzrisiko zu untersuchen.

Während der Studie wurde eine Gruppe von Nonnen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten beobachtet. Daher auch der Name: Nonnenstudie

Die interessante Sache an dieser Studie ist, dass die Nonnen zu Beginn der Studie eine schriftliche Autobiografie verfassten. Die Forscher analysierten diese Schriften, um Hinweise auf die kognitive Gesundheit der Nonnen zu finden. Sie suchten nach bestimmten Merkmalen in den Texten, wie zum Beispiel eine reichhaltige Sprache oder komplexe Sätze.

Was die Forscher herausfanden, war faszinierend: Die Nonnen, deren Schriften diese sprachlichen Merkmale aufwiesen, hatten im Durchschnitt eine geringere Wahrscheinlichkeit, im Alter an Demenz zu erkranken.

Selbst wenn bei ihnen nach ihrem Tod autopsiebasierte Untersuchungen Hinweise auf die Anwesenheit von Alzheimer-Plaques und anderen Gehirnveränderungen gefunden wurden, hatten sie zu Lebzeiten keine oder nur milde Symptome von Demenz gezeigt.

Diese Ergebnisse legen nahe, dass sprachliche Fähigkeiten und ein intellektuell aktives Leben im höheren Alter eine Schutzfunktion gegen Demenz haben könnten.

Es wird angenommen, dass eine geistige Aktivität und ein stimulierendes Umfeld die Entwicklung von kognitiven Reservekapazitäten fördern, die das Gehirn widerstandsfähiger gegen den Abbau von Nervenzellen machen könnten.

Die Nonnenstudie ist ein faszinierendes Beispiel dafür, wie langfristige Beobachtungen und sprachliche Analysen wichtige Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen kognitiver Gesundheit und Demenzrisiko liefern können. Sie hat dazu beigetragen, das Bewusstsein für die Bedeutung von geistiger Aktivität und Bildung im Kampf gegen Demenz zu schärfen.

Quelle und weitere Erläuterungen: Universität Witten-Herdecke

Fazit

Es ist wichtig, das Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen Hören und kognitiver Gesundheit zu schärfen. Indem wir unsere Hörfähigkeit schützen und bei Problemen frühzeitig handeln, können wir einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung unserer geistigen Leistungsfähigkeit und der Vorbeugung von Demenz leisten.

Wenn Sie weitere Fragen zum Thema haben, können Sie uns gerne kontaktieren:

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