Hörgeräte Otoplastik: Materialien, Formen, Auswahlkriterien 2024 - Hörgeräte-News

Hörgeräte Otoplastik: Materialien, Formen, Auswahlkriterien 2024

Die Meinung zur Hörgeräte Otoplastik ist so vielfältig, wie es Hörakustiker gibt. Manche schwören auf die Otoplastik, manche auf Schirmchen. Wir beleuchten die Vor- und Nachteile, zeigen Ihnen die verschiedenen Möglichkeiten auf, benennen Auswahlkriterien und geben Ihnen das Wissen für eine gute Entscheidung an die Hand.

Was ist eine Otoplastik?

Hörgerät Otoplastik

Der Begriff Otoplastik stammt aus dem Griechischen. Er setzt sich aus den Worten „otos“ (Genitiv für Ohr) und „plastein“ („formen, gestalten“) zusammen.

Eine Otoplastik ist das Verbindungsstück zwischen einem Hörgerät und dem Gehörgang.

Welche Aufgabe hat eine Otoplastik?

Die Aufgaben der Otoplastik bestehen darin

  • einen guten Halt des Lautsprechers im Ohr zu bieten
  • das Einsetzen zu erleichtern
  • eine optimale Ausrichtung des Lautsprechers sicherzustellen
  • die benötige Leistung des Hörgerätes zu gewährleisten
  • für einen guten und harmonischen Klang zu sorgen
  • das volle technische Potential der Hörgeräte auszuschöpfen
  • das Ohr gegen zu laute Schallereignisse schützen, die das Gehör weiter schädigen können

Welche Materialien gibt es?

Durch die Vielfältigkeit der Kundenanforderungen haben mit der Zeit immer mehr Materialien für die Herstellung von Otoplastiken in den Laboren Einzug gehalten. Neben den akustischen und medizinischen Eigenschaften ist immer auch der ästhetische Anspruch der Kunden entscheiden für die Wahl des Materials.

Die hier genannten Vor- und Nachteile beinhalten neben den objektiven Angaben auch unsere persönlichen Erfahrungen und können daher von anderen Meinungen etwas abweichen.

Keramik

Hörgerät Otoplastik Keramik

Keramik ist sicherlich das aufwändigste Material, aus dem sich eine Otoplastik herstellen lässt. In der Medizin kommt es deshalb dann zum Einsatz, wenn ganz besondere Anforderungen gestellt werden. Aktuell ist das Erfurter Labor Migohead der einzige Hersteller in Deutschland für Keramikotoplastiken.

VorteileNachteile
Bioverträglichkeit – kein Jucken im Gehörgangteuer
Temperaturneutral – kein Schwitzen im Gehörganglängere Produktionszeiten, da vor der Herstellung die Passform anhand eines Provisoriums getestet wird
Akustische Transparenz – Klänge im Direktschall werden natürlich übertrageneingeschränkt und nur mit Spezialwerkzeug im Fachgeschäft nachzuarbeiten
Bruchfest – sehr dünnwandig, daher deutlich weniger Verschlusseffekt und Rückkopplungen
Ästhetik – maximale Farbtreue und unauffällig bei jedem Hautton
sehr langlebig

Titan

Hörgerät Otoplastik Titan

Titan wird bereits seit 1946 in der Medizin eingesetzt und kommt dort als Zahnimplantat, Knie- und Hüftgelenksprothese, Titanschraube und -platte zur Stabilisierung von Brüchen, als Titan-Clips in der Neurochirurgie und auch als Material für Gehörknöchelchen-Implantate zum Einsatz. Kein Wunder also, dass sie seit einiger Zeit auch in der Hörakustik eingesetzt wird.

VorteileNachteile
Bioverträglichkeit – kein Jucken im Gehörgangsichtbar durch Metalloptik
Wärmeleitfähig – kein Schwitzen im Gehörgangeingeschränkt und nur mit Spezialwerkzeug im Fachgeschäft nachzuarbeiten
Akustische Transparenz – Klänge im Direktschall werden natürlich übertragen
Bruchfest – sehr dünnwandig, daher deutlich weniger Verschlusseffekt und Rückkopplungen
sehr langlebig

LPH

Hörgerät Otoplastik LPH

LPH steht für Lichtpolymerisat, ein Einkomponenten-Kunststoff auf Acrylat Basis. In der Herstellung recht günstig ist es das Standard-Material bei der Herstellung harter Otoplastiken. Acrylat findet ebenfalls Anwendung in der Zahnmedizin.

VorteileNachteile
günstignicht besonders stabil – kann leicht brechen
leicht im Fachgeschäft nachzuarbeitenMaterial wird porös – durch Risse im Material ist Hygiene nicht mehr gewährleistet
kann allergische Reaktionen hervorrufen
dickwandig – daher eher Verschlusseffekt
schlechte akustische Transparenz – Klänge im Direktschall werden geschluckt/verändert

Thermotec

Hörgerät Otoplastik Thermotec

Thermotec an sich ist ein geschützter Name. Wir benutzen ihn, da es sich um einen gängigen Begriff in der Hörakustik handelt. Thermotec beschreibt ein thermoplastisches Material. Dieses hat die Eigenschaft, dass es während des Tragens durch die Körperwärme weicher wird.

VorteileNachteile
günstigMaterialporen verstopfen
offenporig – anfangs guter Feuchtigkeitsabtransportraue, poröse Materialoberfläche – Hygiene schwierig
wird durch Körperwärme weicher und flexibelMaterial verfärbt sich im Gehörgangsbereich relativ schnell gelb/braun
wird mit der Zeit porös – kann einreißen
dickwandig – daher eher Verschlusseffekt
schlechte akustische Transparenz – Klänge im Direktschall werden geschluckt/verändert

Silikon

Hörgerät Otoplastik Silikon

Silikon kommt heute in der Regel nur noch bei hochgradigen Hörverlusten oder Kinderversorgungen zum Einsatz.

VorteileNachteile
günstigFeuchtigkeitsbildung
gute Abdichtung bei hochgradigen Hörverlusten
Material verfärbt sich, je nach Farbe, im Gehörgangsbereich relativ schnell gelb/braun
bevorzugt bei Otoplastiken für Kinderwird mit der Zeit porös – kann einreißen
viele Farben möglichdickwandig – daher eher Verschlusseffekt
verschiedene Härtegrade wählbarschlechte akustische Transparenz – Klänge im Direktschall werden geschluckt/verändert

Schirmchen

Hörgerät Schirmchen

Die Standard-Ankopplung aus weichem, dünnen Material. In verschiedenen Ausführungen erhältlich, jedoch nicht individuell anpassbar.

Vorteile
besonders günstigkeine Anfertigung für den individuellen Bedarf
keine Produktionszeit, in der Regel im Fachgeschäft vorrätigkann sich vom Hörer lösen und im Gehörgang stecken bleiben
kann von Ihnen selbst gewechselt werdenkurzlebig, muss häufig gewechselt werden
keine gleichbleibende Ausrichtung im Gehörgang – wechselnde Klangqualität

Wie wird eine Otoplastik angefertigt?

Abbildungsverfahren

Damit Ihre Otoplastik auch optimal platziert werden kann ist es notwendig, eine genaue Abbildung Ihres Gehörganges anzufertigen. Hierfür werden heute 2 unterschiedliche Verfahren genutzt:

Ohrscanner

Scan für Hörgerät Otoplastik
Spannend: der Kunde kann auf einem separaten Bildschirm die Entstehung des 3D-Modells verfolgen. Außerdem bietet die integrierte Kamera die Möglichkeit, einen Blick in den eigenen Gehörgang zu werfen.

Die Anfertigung des Scans erfolgt nach vorheriger Begutachtung des Gehörganges. Für den Messvorgang bekommen Sie einen Kopfbügel aufgesetzt, dessen Ring um das Ohr dem Scanner Orientierungspunkte liefert.

Ein Metallstift wird vorsichtig in den Gehörgang eingeführt. In der Spitze befindet sich eine Kamera, die dem Akustiker die Richtung und die Tiefe anzeigt.

Ein integriertes Warnsystem und das aufmerksame Verfolgen des Kamerabildes verhindert ein zu tiefes Vordringen.

Über Lichtimpulse wird nun der Gehörgang vermessen und als 3D-Bild dargestellt. Verschiedene Scannermodi ermöglichen die Beleuchtung im Gehörgang oder auch die breitflächige Abbildung der Ohrmuschel.

Silikon-Abdruck

Beim Abdruck mit Silikon kann eine Injektor-Pistole oder eine Kolbenspritze genutzt werden.

Zu Beginn wird nach einer gründlichen Begutachtung des Ohres eine kleine Watte-/Schaumstoff-Tamponade in den Gehörgang eingeführt. Diese ist an einem Haltefaden befestigt, um später nicht aus Versehen weiter in den Gehörgang geschoben zu werden.

Nach einer erneuten Sichtkontrolle, die die richtige Positionierung der Watte oder des Schaumstoffes im Gehörgang sicherstellen soll, wird nun das Silikon zur Abformung in den Gehörgang gegeben.

Nach einer kurzen Wartezeit von etwa 1-2 Minuten ist das Silikon ausgehärtet und die Form kann dem Gehörgang entnommen werden.

Vor- und Nachteile

Verfahren VorteileNachteile
Scannenkomfortabler für den Kunden

tiefere Abformungen ohne Risiko möglich

problemlose Abformung von operierten Ohren

der Kunde kann die
Entstehung des Scans am Bildschirm verfolgen
nicht möglich bei sehr
schmalen, winkeligen
oder haarigen Gehörgängen

Struktur der Gehörgangshaut
wird nicht exakt abgebildet,
da der Scanner bereits eine Glättung vornimmt
Silikon-Abdruck bei jedem Gehörgang möglich

exaktere Abbildung der Hautstruktur (je nach Silikonart)
mechanische Belastung der empfindlichen Gehörgangshaut

Druckgefühl während Aushärtung

Einfüllen des Silikons kann unangenehm sein

bei operierten Ohren, deren Gehörgänge trompeten- oder höhenartig verlaufen, kann ein Entfernen des Silikons schwierig werden.

Bestellung

Nun kann Ihr Hörakustiker die mit Ihnen besprochene Otoplastik bestellen und wird noch einige Anforderungen hinzufügen, die für Ihr Hörgerät, Ihr Ohr und Ihren Hörverlust wichtig sind.

Je nach Geschäftsausstattung wird der Silikonabdruck zusammen mit einem Auftrag per Post an das Labor geschickt.

Schneller ist jedoch die direkte Daten-Übermittlung. Hierbei wird der Scan als Anhang an eine Bestellung online an das Labor gesendet. Alternativ kann auch der Silikon-Abdruck direkt im Fachgeschäft selbst eingescannt und anschließend an das Labor übermittelt werden. In beiden Fällen sparen Sie ein wenig Wartezeit, da zumindest der Hinweg nicht von einem Paketdienst abhängig ist.

Produktion

Im Labor angekommen entsteht Ihre Otoplastik zuerst am Computer mit einem umfangreichen Bearbeitungsprogramm und wird anschließend nach dieser Vorgabe angefertigt. Ob ein 3D-Druck mit anschließender Nachbearbeitung stattfindet, komplette Handarbeit oder eine Gussform für Ihre Otoplastik hergestellt wird, hängt vom bestellten Material ab.

Die ersten Tage ….

Wenn die Otoplastik fertig ist, bringt Ihr Hörakustiker diese am Hörgerät an und stellt Ihre Geräte neu ein.

Die Otoplastik ist im ersten Moment ein Fremdkörper im Ohr, an den Sie sich ein paar Tage gewöhnen müssen. Wenn Sie z. B. von einem Schirmchen auf eine Otoplastik gewechselt haben, klingen Ihre Hörgeräte und auch Ihre eigene Stimme anfangs etwas ungewohnt. Geben Sie sich auch hier ein paar Tage Zeit zur Umstellung.

Achten Sie während der ersten Tage besonders auf folgende Punkte:

  • kann ich die Otoplastik nach ein paar Tagen üben problemlos einsetzen?
  • habe ich Schmerzen im Gehörgang oder der Ohrmuschel nach längerem Tragen?
  • bleibt die Otoplastik im Gehörgang oder muss ich sie häufig wieder zurückschieben?
  • klingt meine eigene Stimme auch nach einigen Tagen noch immer stark „verschnupft“ oder wie durch ein Megaphon?

Besprechen Sie auftretende Probleme auf jeden Fall zeitnah mit Ihrem Hörakustiker.

Nachbearbeitung

Je nach Material und Bauform hat Ihr Hörakustiker die Möglichkeit sowie die Fähigkeit, eigene Nachbearbeitungen direkt im Fachgeschäft vorzunehmen.

Sind die notwendigen Änderungen nicht vor Ort durchzuführen, wird Ihr Hörakustiker eine Reklamation vornehmen und eine Neuanfertigung der Otoplastik für Sie beauftragen. Je nach Reklamationsgrund kann eine Neuanfertigung des Scans oder des Abdruckes notwendig sein.

Wie lange hält eine Otoplastik?

Grundsätzlich muss jede Otoplastik, unabhängig vom Material, dann ausgetauscht werden, wenn sie nicht mehr richtig im Ohr sitzt oder die Handhabung nicht mehr möglich ist. Kriterien hierfür können sein:

  • Alter
  • Krankheit / Medikamente
  • Gewichtsabnahme
  • Gewichtszunahme

Auch eine deutliche Veränderung des Hörverlustes kann die Neuanfertigung einer Otoplastik notwendig machen. So ist es möglich, dass die Eigenschaften einer Otoplastik nicht mehr zum neuen Hörverlust passen und Sie nun mehr Abdichtung brauchen. Folgen einer audiologisch nicht mehr passenden Otoplastik können sein:

  • Rückkopplungen (Pfeifen)
  • schlechte Klangübertragung
  • zu geringe Lautstärke
  • schlechtes Sprachverstehen

Schauen wir uns nun die Haltbarkeit der Materialien an:

MaterialHaltbarkeitBegründung
Keramik anatomisch/audiologisch abhängig kein Materialverschleiß
Titananatomisch/audiologisch abhängigkein Materialverschleiß
LPHetwa 2 JahreMaterialverschleiß
Thermotecetwa 1 Jahrästhetischer und materieller Verschleiß
Silikonetwa 1 Jahrästhetischer und materieller Verschleiß

Wie lange hält ein Schirmchen?

Ein Schirmchen sollte regelmäßig erneuert werden. Die Empfehlungen gehen hierbei etwas auseinander. Bei manchen Kunden ist ein monatlicher Tausch anzuraten, andere können das Schirmchen zur Not auch mehrere Monate tragen. Ausschlaggebend ist die Zusammensetzung Ihres Ohrenschmalzes. Je aggressiver dieser ist, desto eher steht ein Austausch der Schirmchen an. Diese werden aus dünnem Silikon hergestellt, der durch Materialermüdung seine Elastizität verliert. Das hat zur Folge, dass der Halt am Lautsprecher nicht mehr gewährleistet ist. Außerdem ist es eine Frage der Hygiene – das porös werdende Material bietet eine gute Anhaftung für Bakterien. Einen regelmäßigen Wechsel raten wir daher dringend an.

Was ist besser: Otoplastik oder Schirmchen?

Die Wahl zwischen Otoplastik und Schirmchen hängt von einer Vielzahl verschiedenen Faktoren ab. So ist die Art und Schwere des Hörverlusts sowie die Größe und Form des Gehörgangs wichtig. Auch die persönlichen Vorlieben in Bezug auf Komfort und Ästhetik tragen zur Entscheidungsfindung bei.

Otoplastiken sind maßgefertigte Ohrstücke, die für eine optimale Passform und Leistung sorgen. Schirmchen dagegen bieten eine universelle Passform und können leicht ausgetauscht werden.

Eine gut ausgewählte und vom Labor entsprechend gefertigte Otoplastik gewährleistet einen zuverlässigen Sitz im Gehörgang. Dieser sorgt für eine gleichbleibende Klangübertragung und ein Sicherheitsgefühl, das Hörgerät nicht zu verlieren. Ein Schirmchen dagegen ist immer den Bewegungen des Gehörganges ausgesetzt. Je nach Intensität verändert sich die Ausrichtung des Lautsprechers im Gehörgang. Dies kann zu erhöhten Rückkopplungen führen und Veränderung der Lautstärke sowie des Klanges führen. Durch die Berührung der Gehörgangswand durch die zarten Silikonschirmchen kann eine Reizung entstehen.

Das Einsetzen der Schirmchen erfordert eine gute Feinmotorik. Um das Schirmchen an seine angedachte Position im Gehörgang zu bringen, müssen sie am Lautsprecher drücken. Je nach Hersteller bieten diese jedoch keine große Fläche, die Sie nutzen können. Die zwangsläufige, mechanische Mehrbelastung des Lautsprecherkabels kann zu vermehrten Defekten führen.

Darstellung Hörgerät Otoplastik vs. Hörgerät Schirmchen
Die beiden Bilder zeigen die Weiterleitung des aufbereiteten Schalls aus dem Hörgerät in blau sowie den Einfluss und Verlauf des Direktschalls in orange. Links exemplarisch mit einer Otoplastik aus Titan, rechts mit Schirmchen.

Auswirkungen von Schirmchen aufs Hören

In der Fachzeitschrift „Hörakustik 06/2024“ wurde diese Thema aufgegriffen und mittels vergleichender Messkurven dargestellt.

Wie wurde gemessen?

  • Eine Messsonde wird in den Gehörgang bis kurz vor das Trommelfell gelegt.
  • Dazu wird ein Hörgerät mit einem externen Lautsprecher, der von einem Schirmchen gehalten wird, eingesetzt.
  • In dieser Position wird das Hörgerät mit einem Signal beschallt und die Messsonde nimmt auf, wie das Signal durch das Hörgerät verstärkt am Trommelfell ankommt (grüne Linie).
  • Anschließend wurde die Einsetztiefe des Hörers verändert und das Hörgerät wieder mit dem exakt gleichen Signal beschallt (blaue Linie).
  • Zuletzt wurde der Hörer im Gehörgang etwas gekippt, so, wie es im Alltag auch schnell passieren kann. Die Messung wurde unter diesen Bedingungen wiederholt und es entstand die rote Kurve.
In Hz (Hertz) werden in der Darstellung die Frequenzen, also die verschiedenen Tonhöhen dargestellt. Je höher die Zahl, desto höher der Ton.

Wir orientieren uns zum Verständnis an der grünen Linie, der Ausgangslinie der Messung. Diese können wir als gewünschte Verstärkungslinie verstehen und entspricht der eingestellten Verstärkung während der Anpassung beim Hörakustiker.

Wenn sich der Hörer nun im Laufe des Tages etwas herausarbeitet oder Sie beim Einsetzen damit nicht ganz so tief in den Gehörgang kommen, wie ihn Ihr Akustiker bei der Programmierung eingesetzt hat, ergibt sich bereits eine deutliche Veränderung der Verstärkungskurve (blaue Linie). Diese verringert sich deutlich im Bereich von 250 – etwa 6000 Hz und steigt anschließend sehr stark an. Die Folge: Sie verstehen deutlich schlechter durch die Verstärkungsreduzierung im mittleren Frequenzbereich und es entstehen Übersteuerungen im Hochtonbereich um 8000 Hz.

Wenn sich nun nicht nur die Einsetztiefe sondern auch noch die Ausrichtung zum Trommelfell ändern, der Hörer sich also im Gehörgang etwas kippt, ist die Auswirkung noch prägnanter (rote Linie). Hierbei bleibt von der ursprünglichen Verstärkung nicht mehr allzu viel übrig. Alle Frequenzbereiche rutschen deutlich nach unten. Die Folge: Sie bemerken kaum noch eine Hörverbesserung mit den Hörgeräten.

Durch die vergleichende Darstellung wird sehr deutlich, wie entscheidend die richtige Positionierung des Hörers im Gehörgang für den gewünschten Hörerfolg ist. Es erfordert vom Hörgeräte-Träger das entsprechende Verständnis und die Achtsamkeit beim Einsetzen des Schirmchens und der Positionskontrolle desselben über den Tag.

Welche Otoplastik ist die Beste für mich?

Bei der Auswahl der richtigen Otoplastik bzw. deren Beschaffenheit sind einige Kriterien zu beachten, damit Sie am Ende eine gute Versorgung erhalten:

Auswahlkriterien

medizinisch

  • häufige Ohrenentzündungen
  • laufende Ohren durch Vorerkrankungen
  • Hautbeschaffenheit im Gehörgang
  • Allergien

audiologisch

  • Art des Hörverlustes
  • Schwere des Hörverlustes

anatomisch

  • Größe des Gehörganges
  • individueller Verlauf des Gehörganges
  • Druckempfindlichkeit
  • Haut- und Gewebebeschaffenheit

motorisch

  • Feinmotorik Finger
  • Beweglichkeit Schultergelenk

Bauformen

Die Auswahl der richtigen Bauform ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Neben den ästhetischen Wünschen spielen die anatomischen und audiologischen Voraussetzungen die wichtigste Rolle. Denn eine kleine, unauffällige Bauform wird Sie nicht glücklich machen, wenn die Otoplastik dafür ständig aus dem Ohr rutscht oder Sie sich mit dem Klang nicht anfreunden können.

Hörgerät Otoplastik Bauformen
Hier zu sehen sind die gängigen Otoplastik-Formen, nicht abgebildet sind Schmuck- oder Spezial-Otoplastiken.

All diese Formen haben eines gemeinsam: Sie sorgen dafür, dass der Schall aus dem Hörgerät optimal in den Gehörgang geleitet wird.

Besprechen Sie mit Ihrem Akustiker, welche Form für Sie in Frage kommt.

Wie viel kostet eine Otoplastik?

Die Preisgestaltung der Otoplastiken liegt bei Ihrem Akustiker. Abhängig von der Art Ihrer Krankenversicherung gehen die Kosten für eine Otoplastik vom zuzahlungsfreien und können bei einer hochwertigen Keramik-Otoplastik bis in den dreistelligen Bereich gehen.

Wir haben bereits in einem anderen Artikel ausführlich mit der Preisgestaltung durch Hörakustiker befasst: Hörgeräte Kosten

Kostenübernahme Krankenkasse

Im Rahmen der Hörgeräteversorgung bezuschussen die gesetzlichen Krankenkassen die Anfertigung einer individuell gefertigten Otoplastiken. Der Betrag etwa bei € 40,- pro Seite und variiert etwas von Krankenkasse zu Krankenkasse. Für diesen Zuschuss erhalten Sie bereits eine maßangefertigte Otoplastik aus einem einfachen Material und in einer einfachen Ausführung. Sollte diese Otoplastik nicht Ihren Ansprüchen genügen, können Sie einen Eigenanteil zusteuern und sich Ihre Wunsch-Otoplastik anfertigen lassen.

Lesen Sie dazu auch unseren allgemeinen Beitrag zum Thema: Kostenübernahme Krankenkasse

Unser Fazit

Um den Klang und die technischen Leistungen eines Hörgerätes vollumfänglich nutzen zu können, halten wir eine Otoplastik für notwendig. Aufgrund der heutigen Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten gibt es nur wenige Ausnahmefälle, in denen ein Schirmchen anzuraten ist.

Die Anpassung, Eingewöhnung und Nachbearbeitung kann manchmal etwas Geduld erforderlich machen, aber das Endergebnis lohnt sich.

Wir raten daher jedem Hörgeräteträger dazu, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine individuell angefertigte Otoplastik zumindest einmal zu testen. Im schlechtesten Fall haben Sie ein wenig Geld verloren, im besten Fall entscheidende Hörqualität dazugewonnen.

Avatar von Andrea Fox

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Die richtige Technik zu Ihrer neuen Otoplastik?

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