Seit einigen Monaten zählen das Starkey Edge AI, das Phonak Infinio Sphere und das GN ReSound Vivia zu den bestbewerteten KI-Hörgeräten mit der Höchstnote 1,0. Obwohl alle drei Modelle das Premium-Segment repräsentieren, zeigen sich bei genauerem Hinsehen Unterschiede in Ausstattung, Klangprofil und Bedienkomfort. In diesem Beitrag stellen wir die jeweiligen Stärken und Besonderheiten der Geräte gegenüber – als Orientierungshilfe für Ihre individuelle Entscheidung.
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Kaum ein Begriff prägt die aktuelle Entwicklung der Hörgerätetechnologie so stark wie „Künstliche Intelligenz“ (KI). Was in anderen Technologiebereichen längst etabliert ist, hält nun auch zunehmend Einzug in die Welt des Hörens. Doch was verbirgt sich hinter dem Schlagwort, wenn es um Hörgeräte geht – und wie viel tatsächlicher Fortschritt steckt darin?
In modernen Hörgeräten steht der Begriff KI in erster Linie für Systeme, die mithilfe von maschinellem Lernen und neuronalen Netzwerken Klangumgebungen erkennen und darauf reagieren. Ziel ist es, Sprache besser verständlich zu machen, Störgeräusche zu reduzieren und das Hörerlebnis möglichst natürlich zu gestalten. Dabei geht es nicht darum, die Kontrolle über das Hören abzugeben, sondern die Signalverarbeitung intelligenter und situationsabhängiger zu gestalten.
Bereits seit Jahren analysieren viele Hörgeräte automatisch die akustische Umgebung, indem sie typische Klangmuster erkennen und einordnen. Diese Fähigkeit basiert auf maschinellem Lernen: In der Entwicklungsphase werden die Chips mit tausenden Klangbeispielen trainiert, um wiederkehrende Muster zuverlässig zu identifizieren. Die erkannten Szenen – wie Sprache in Ruhe, Verkehrslärm oder Restaurantatmosphäre – werden dann gezielt durch Algorithmen verarbeitet, sodass Sprache hervorgehoben und Störgeräusche reduziert werden.
Einige Hersteller gehen inzwischen einen Schritt weiter und setzen auf sogenannte Deep Neural Networks (DNN). Diese Technologie nutzt künstliche neuronale Netzwerke mit mehreren Verarbeitungsebenen, um akustische Signale noch differenzierter auszuwerten. Ziel ist es, Hörsituationen nicht nur zu erkennen, sondern sie möglichst realitätsnah abzubilden und Sprache unter komplexen Bedingungen klarer hervorzuheben.
Oticon zählt zu den Vorreitern dieser Entwicklung: Bereits seit 2017 arbeiten die dänischen Geräte mit DNN-Algorithmen, um Sprache und Hintergrundgeräusche intelligenter zu trennen. Auch andere Hersteller wie Starkey, GN ReSound und Phonak setzen zunehmend auf DNN-basierte Rechenprozesse, um das Hörverstehen weiter zu verbessern.
Künstliche Intelligenz ist in der Hörgerätetechnik kein bloßes Schlagwort, sondern ein spürbarer Fortschritt – auch wenn ihre Wirkung oft im Verborgenen geschieht. Sie ermöglicht eine feinere Analyse von Hörsituationen, bessere Sprachausrichtung und ein insgesamt natürlicheres Klangbild. Die Hoheit über das eigene Hören bleibt dabei stets beim Nutzer: Die Technik unterstützt, aber übernimmt nicht. Wer die Möglichkeiten moderner Hörgeräte voll ausschöpfen möchte, profitiert zunehmend von den intelligenten Fähigkeiten dieser neuen Generation.
Das Starkey Edge AI punktet mit 5 unterschiedlichen Modellen:
RIC RT: aufladbares Hörgerät mit zwei Multifunktionstastern und zusätzlich integrierter Telefonspule
RIC 312: batteriebetriebenes Hörgerät mit 2 Multifunktionstastern
mRIC R: kleines aufladbares Hörgerät mit einem Multifunktionstaster
ITC R: maßangefertigtes, aufladbares Im-Ohr-Hörgerät mit Bluetooth und optionalem Taster
CIC W: maßangefertigtes, batteriebetriebenes Im-Ohr-Hörgerät mit Bluetooth und optionalem Taster
Die Schweizer hingegen konzentrieren sich derzeit auf eine einzige Bauform für ihre Technik.
Ergänzend sei erwähnt, dass die Infinio-Technologie auch in einer kompakteren Gehäusevariante verfügbar ist. Diese Version kommt jedoch ohne den zusätzlichen Chip aus, der im Phonak Infinio Sphere für KI-gestützte Signalverarbeitung sorgt. Im direkten Vergleich mit dem Starkey Edge AI spielt diese Ausführung daher in unserer Bewertung keine Rolle.
Wie auch Phonak liefert GN seine High-End-Technologie mit Dual-Chip nur in einer Baumform, dem 60S-DRWC:
Auch das Vivia gibt es in einer zusätzlichen Bauform, bietet dort jedoch ebenfalls nur die grundlegende Technik – ohne 2. Chip.
Die Farbpalette des amerikanischen Herstellers ist bewusst zurückhaltend und klassisch gehalten. Erfahrungswerte aus der Praxis zeigen, dass diese Auswahl den Vorlieben vieler Nutzer bereits in hohem Maße entspricht.
Phonak bietet eine vielfältige Farbauswahl – von dezenten Klassikern bis zu modernen Akzenten. Im Vergleich zu seinem amerikanischen Mitbewerber erscheinen die Designs insgesamt etwas eleganter und feiner abgestimmt.
GN ergänzt das klassische Farbspektrum um ausgewählte, farblich markantere Varianten und bringt damit – ähnlich wie Phonak – etwas mehr Ausdruck ins Design.
Hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Herstellern:
Das Phonak Infinio Sphere fällt in der Bauform etwas größer und rundlicher aus, was es nicht für alle Ohrformen gleichermaßen geeignet macht. Besonders bei kleinen, eng anliegenden Ohren in Kombination mit einer Brille kann es zu sichtbarerem Sitz oder leichtem Abstehen der Ohrmuschel kommen. Eine Kaschierung durch das Haar ist zwar möglich, bei dauerhaftem Druck jedoch potenziell unangenehm. Eine mehrtägige Probephase zur Beurteilung von Passform und Tragekomfort ist daher empfehlenswert.
Bei geeigneter Ohranatomie lässt sich das Gerät dennoch diskret hinter der Ohrmuschel tragen.
Das Starkey Edge AI RIC RT überzeugt durch eine Gehäuseform, die am unteren Ende schmaler zuläuft und sich dadurch komfortabel und unauffällig hinter dem Ohr platzieren lässt. Noch dezenter wirkt das kompakte Edge AI mRIC R, das selbst bei kleineren Ohren kaum sichtbar ist.
Das GN ReSound Vivia überzeugt durch eine weiche, harmonische Formgebung und fällt insgesamt sehr dezent aus. Die kompakte Bauweise sorgt für eine unauffällige Passform, die sich an nahezu jede Ohrform problemlos anpasst.
Trotz der ansprechenden Farbpaletten von Phonak und GN ReSound überzeugt Starkey in diesem Vergleich durch die größte Produktvielfalt. Die breite Auswahl an Bauformen und Ausstattungsvarianten ermöglicht eine passgenaue Anpassung an unterschiedliche ästhetische und funktionale Anforderungen. An zweiter Stelle steht GN ReSound mit einem modernen, harmonisch gestalteten Gehäusedesign. Das KI-Hörgerät von Phonak wirkt im Vergleich deutlich größer, wodurch es insbesondere bei kleineren, eng anliegenden Ohren auffälliger sein kann und zu einem Abstehen der Ohrmuschel führen könnte.
Erstmals kommt bei Starkey ein speziell entwickelter NPU-Chip (Neural Processing Unit) zum Einsatz, der auf die Anforderungen KI-basierter Systeme zugeschnitten ist. Dieser Chip ist fest mit einem zweiten, aufgesetzten Chip verbunden und ermöglicht eine besonders enge Verzahnung mit den eingesetzten KI-Algorithmen. Die Architektur zeichnet sich durch hohe Rechenleistung bei gleichzeitig geringem Energieverbrauch aus.
Im Edge AI arbeitet die klassische Umgebungserkennung permanent mit der KI zusammen. Diese kontinuierliche Analyse sorgt für eine spürbare Verbesserung der Sprachverständlichkeit – insbesondere in komplexen Hörsituationen mit wechselnden Geräuschkulissen.
Zusätzlich kann der sogenannte EdgeMode aktiviert werden: eine erweiterte KI-Funktion, die noch tiefer in die Signalverarbeitung eingreift. Über die zugehörige App lässt sich auswählen, welcher Fokus gerade gewünscht ist – etwa bestmöglicher Klang, optimiertes Sprachverstehen oder stärkere Geräuschunterdrückung. Die Umschaltung erfolgt direkt per App. Einen kleinen Komfortnachteil muss der Träger hierbei jedoch in Kauf nehmen: Aufgrund der intensiven Rechenprozesse kann es beim dynamischen Wechsel zwischen Hörsituationen zu einer kurzen Verzögerung in der Anpassung kommen. Ist die Einpegelung abgeschlossen, arbeitet das System jedoch wieder flüssig und unauffällig.
Im Unterschied zur Konkurrenz setzt Phonak auf einen zweiten, separaten Chip, der speziell für die Anforderungen besonders lauter und komplexer Hörumgebungen entwickelt wurde. Mithilfe KI-gestützter Algorithmen verbessert dieser Chip das Sprachverstehen deutlich – vor allem dann, wenn herkömmliche Strategien an ihre Grenzen stoßen.
Der zusätzliche Chip arbeitet nicht dauerhaft, sondern wird automatisch zugeschaltet, sobald der Umgebungslärm einen definierten Schwellenwert überschreitet und gleichzeitig Sprache erkannt wird. In diesem Fall ergänzt er die klassische Umgebungserkennung. Aufgrund des erhöhten Energiebedarfs kann die Aktivierungsdauer dieses Chips in der Programmiersoftware individuell angepasst werden, um die Akkulaufzeit zu optimieren.
Für mehr Kontrolle lässt sich die automatische Zuschaltung auch deaktivieren und der Chip stattdessen als separates Hörprogramm einrichten. So kann die KI-Unterstützung manuell ein- oder ausgeschaltet werden – je nach Situation und persönlichem Bedarf.
Da diese Funktion spürbar mehr Energie verbraucht, empfiehlt es sich, während der Testphase oder vor dem Einsatz in wichtigen Alltagssituationen zu überprüfen, wie lange der Akku bei aktiver KI-Unterstützung durchhält.
GN ReSound setzt – ähnlich wie Phonak – auf eine 2-Chip-Technologie. Im Unterschied dazu ist die KI-basierte Signalverarbeitung hier standardmäßig als separates Hörprogramm integriert, nicht jedoch an eine automatische Zuschaltung gekoppelt.
Auch bei GN empfiehlt es sich, im Rahmen der Testphase auszuprobieren, wie lange die Energieversorgung mit dem KI-Programm im Alltag genutzt werden kann, bevor es gezielt in wichtigen beruflichen oder privaten Situationen eingesetzt wird.
In diesem Bereich sehen wir die Hörgeräte von Starkey als klaren Favoriten. Durch die spezielle Chip-Architektur können die KI-Algorithmen dauerhaft aktiv bleiben – ohne zeitliche Begrenzung oder separate Zuschaltung. Gerade in komplexen Hörsituationen wie auf Messen, bei langen Arbeitstagen oder Veranstaltungen stellt dies einen wesentlichen Vorteil dar.
Bei Phonak und GN ReSound kann die Verfügbarkeit der KI-Unterstützung hingegen durch den erhöhten Energiebedarf begrenzt sein – entweder aufgrund der Akkulaufzeit oder der gewählten Einstellung zur Chip-Aktivierung.
Für die Starkey Edge AI Hörgeräte stehen – abhängig vom Modell – zwei äußerlich identische Ladestationen zur Verfügung. Wahlweise ist eine Variante mit integrierter Powerbank erhältlich, die mobiles Laden ermöglicht, oder eine Ausführung ohne Zusatzakku für den stationären Einsatz.
Das Starkey Edge AI wird über Kontaktpunkte geladen. In der Praxis zeigt sich, dass der Ladevorgang nicht immer auf Anhieb zuverlässig startet. Nach dem Einsetzen der Hörgeräte empfiehlt es sich daher, zu kontrollieren, ob der Ladevorgang bei beiden Geräten korrekt begonnen hat. Gegebenenfalls kann es notwendig sein, die Hörgeräte nochmals neu zu positionieren oder leicht in der Ladestation zu bewegen.
Phonak bietet lediglich eine Variante an, bei der die Powerbank bereits standardmäßig integriert ist.
Auch bei Phonak erfolgt die Energieversorgung über Kontaktpunkte. In der praktischen Anwendung erweist sich diese Methode als sehr zuverlässig. Für eine dauerhaft stabile Ladefunktion ist es empfehlenswert, die Kontaktstellen an den Hörgeräten sowie in der Ladestation regelmäßig zu reinigen.
Bei GN ReSound haben Sie die Wahl zwischen zwei Ladevarianten: einer kompakten Ladestation mit Deckel und integrierter Powerbank für unterwegs oder einer offenen, stationären Lösung, die dauerhaft an eine externe Stromquelle angeschlossen wird.
Die Ladung erfolgt bei GN ReSound induktiv, also kontaktlos. Diese Technik ist besonders unempfindlich gegenüber Verschmutzungen – bis ein Ladevorgang aufgrund von Ablagerungen beeinträchtigt wird, muss sich bereits eine erhebliche Menge an Schmutz angesammelt haben.
Hier eine direkte Gegenüberstellung der Ladestationen:
Die Ladestation von Phonak wirkt im Vergleich optisch hochwertiger und eleganter als die Modelle von Starkey und GN ReSound. Sie ist zudem deutlich kompakter und dadurch besonders handlich. Diese platzsparende Bauweise kann jedoch dann problematisch sein, wenn größere, maßgefertigte Otoplastiken verwendet werden. In solchen Fällen passen die Hörgeräte unter Umständen nur mit vorsichtigem Nachjustieren in die Aussparung. Dabei sollte unbedingt darauf geachtet werden, die Lautsprecherkabel nicht zu stark zu belasten, um Schäden zu vermeiden. Bei der Verwendung von Domes oder kleinen Otoplastiken bietet die Station in der Regel ausreichend Platz.
Starkey und GN ReSound zeigen sich in diesem Punkt deutlich großzügiger und bieten mehr Freiraum für individuelle Otoplastiken.
Was den Öffnungsmechanismus betrifft, ist der Radius bei Phonak und GN ReSound identisch. Die Ladestation von Starkey hingegen lässt sich vollständig aufklappen, was den Zugriff auf die Hörgeräte spürbar erleichtert.
Die Akkuleistung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter der individuelle Hörverlust, das akustische Umfeld sowie die Nutzung von Streaming-Funktionen oder einem zugeschalteten KI-Chip. Für einen fairen Vergleich wird hier die vom Hersteller angegebene maximale Laufzeit betrachtet, bei der Streaming nicht berücksichtigt ist.
Abhängig von den individuellen Anforderungen und der Nutzung kann die Akkuleistung der Phonak und GN ReSound Geräte an besonders intensiven Hör-Tagen an ihre Grenzen gelangen. In solchen Fällen kann ein Zwischenladen erforderlich sein, um die Geräte über den gesamten Tag hinweg nutzen zu können. Weitere technische Informationen dazu finden Sie im entsprechenden Abschnitt des Technikteils.
Die Ladestationen von Starkey zeigen im Vergleich zu anderen Herstellern Schwächen in der Kontaktaufnahme mit den Hörgeräten. Es kann mitunter notwendig sein, die Geräte in der Station neu auszurichten, um einen zuverlässigen Ladevorgang sicherzustellen. Hinsichtlich Aufbau und Bedienkomfort wirkt die Ladestation von Phonak insgesamt durchdachter und benutzerfreundlicher.
Dennoch geht der Punkt in dieser Kategorie für uns an Starkey – vor allem aufgrund der beeindruckenden Akkuleistung. Unabhängig von der Dauer oder Intensität Ihres Tages ist eine durchgehende Energieversorgung gewährleistet, ohne dass ein Nachladen erforderlich wird.
Dieser Aspekt betrifft die Einstelloptionen, die Ihrem Hörakustiker zur Verfügung stehen.
Im Gegensatz zu Starkey bieten sowohl Phonak als auch GN ReSound eine breite Palette an Feinjustierungsmöglichkeiten. Dadurch kann die Signalverarbeitung besonders präzise und individuell an Ihre persönlichen Hörbedürfnisse angepasst werden.
In dieser Kategorie geht der Punkt eindeutig an Phonak, gefolgt von GN ReSound.
In unserem Fachgeschäft führen wir das Privatlabel „Audibel“ von Starkey, das sich durch eine frische, grüne Farbgestaltung der App auszeichnet – eine willkommene Abwechslung zur sonst überwiegend blauen Benutzeroberfläche. Abgesehen von der Farbgebung entspricht die App funktional der Originalversion und bietet den gewohnten Bedienkomfort.
Der erste Eindruck der Starkey-App wird durch die lebendige Farbgestaltung geprägt, die eine einladende und freundliche Nutzerumgebung schafft. Auch GN ReSound überzeugt mit einer ansprechend gestalteten und übersichtlich aufgebauten App-Oberfläche. Phonak verfolgt hingegen einen modernen, minimalistischen Ansatz mit klarer Struktur und reduziertem Designfokus.
Die Phonak-App überzeugt durch eine besonders benutzerfreundliche Bedienoberfläche. Die zentrale Funktion zur manuellen Programmanpassung ist deutlich gekennzeichnet und sofort zugänglich – ideal für eine schnelle Handhabung im Alltag.
Bei Starkey sind die entsprechenden Einstellungen zunächst etwas versteckter hinter den drei Punkten neben dem Programmnamen platziert, was die Bedienung zu Beginn etwas weniger intuitiv wirken lässt.
GN ReSound bietet eine übersichtliche App mit direkt sichtbaren Schnellwahlfunktionen, ohne dabei auf individuelle Einstellungsmöglichkeiten zu verzichten.
Die Starkey-App bietet ausgewählte Optionen zur individuellen Feinjustierung. Neben der Regulierung von Wind- und Störgeräuschunterdrückung steht ein 3-Kanal-Equalizer zur Verfügung, mit dem sich der Klang gezielt anpassen lässt. Nutzer erhalten damit die Möglichkeit, den Frequenzgang nach persönlichen Vorlieben zu gestalten. Dabei ist jedoch etwas Vorsicht geboten: Unbedachte Veränderungen können die Klangqualität verschlechtern – eine fachliche Einweisung ist daher empfehlenswert.
Auch GN ReSound verfolgt das Ziel, die Bedienung möglichst intuitiv zu gestalten und bietet gleichzeitig nützliche Anpassungsoptionen für den Alltag.
Phonak setzt auf einen anderen Ansatz: Der Equalizer tritt in den Hintergrund, während vordefinierte Klangprofile im Vordergrund stehen. Diese lassen sich unkompliziert an individuelle Hörsituationen anpassen. Zusätzlich bietet die App weiterführende Einstellmöglichkeiten, etwa zur Feinjustierung von Lautstärke, Störgeräuschunterdrückung, Sprachfokus und Dynamik.
In der Bedienbarkeit präsentieren sich die Apps von Starkey und GN ReSound als besonders einsteigerfreundlich durch ihre übersichtliche Struktur und reduzierte Komplexität. Wer jedoch gezielt mehr Einfluss auf die Signalverarbeitung nehmen möchte, findet in der Phonak-App die umfangreicheren Steuerungsmöglichkeiten.
Starkey bietet dafür den einmaligen Edge-Modus:
Der Edge-Modus von Starkey ermöglicht die Auswahl aus drei vordefinierten KI-Algorithmen, die gezielt auf unterschiedliche Hörsituationen abgestimmt sind. Diese greifen tief in die Signalverarbeitung ein und optimieren das Klangbild automatisch – mit dem Ziel, das bestmögliche Sprachverstehen in jeder Umgebung zu erreichen.
Da der Rechenprozess im Hintergrund einige Sekunden beansprucht, kann es vorkommen, dass Nutzer diesen Übergang kurzzeitig akustisch wahrnehmen. Einzelne Anwender beschreiben in diesem Zusammenhang ein leichtes, pulsierendes Geräusch.
Ein besonderes Highlight der Starkey-Technologie ist der integrierte Sturzalarm. Mithilfe von Bewegungssensoren erkennt das Hörgerät einen Sturz – sei es durch Gleichgewichtsprobleme oder etwa beim Sport. In diesem Fall wird automatisch ein Notruf über das verbundene Smartphone an zuvor definierte Kontakte gesendet. Sollte der Sturz glimpflich verlaufen, lässt sich der Alarm problemlos manuell abbrechen. Zusätzlich bietet die App eine Sturzrisikoanalyse mit Übungen und Empfehlungen zur Sturzprophylaxe.
Alle drei App-Lösungen – von Starkey, Phonak und GN ReSound – ermöglichen die individuelle Anpassung des Streamingverhaltens, die Konfiguration der Tap-Steuerung sowie die Nutzung verschiedener Gesundheitsfunktionen.
In dieser Kategorie ergibt sich ein ausgewogenes Bild: Phonak überzeugt durch eine Vielzahl manueller Anpassungsmöglichkeiten, die besonders technikaffinen Nutzern viel Kontrolle bieten. Starkey und GN ReSound setzen hingegen auf eine übersichtlichere Bedienung mit reduzierten Optionen. Starkey punktet dabei mit dem innovativen, KI-gestützten Edge-Modus, der gezielt Hörsituationen optimiert und so einen klaren Mehrwert bietet. Das Ergebnis: ein Unentschieden – mit unterschiedlichen Stärken je nach Nutzerprofil.
Phonak nutzt für Telefonie und Streaming weiterhin das etablierte Bluetooth 4.2-Protokoll, während die App-Bedienung über Bluetooth Low Energy (LE) erfolgt. Die Hardware-Unterstützung für Auracast ist zwar bereits vorhanden, jedoch derzeit noch nicht für die Nutzung freigegeben.
Starkey und GN ReSound gehen hier einen Schritt weiter und bieten Bluetooth LE Audio mit Auracast bereits vollständig integriert und direkt nutzbar an. Das ist jedoch nur eine von mehreren Optionen: Auch wenn Ihr Smartphone noch nicht Bluetooth LE Audio unterstützt, bleibt die Verbindung über Bluetooth Low Energy weiterhin möglich. In diesem Fall profitieren Sie zwar nicht von den Vorteilen der neuen Technologie, können Streaming und Telefonie aber dennoch uneingeschränkt nutzen – lediglich mit etwas reduzierter Klangqualität.
Eine Übersicht zu den Vor- und Nachteilen der verschiedenen Bluetooth-Standards finden Sie hier: Hörgeräte mit Bluetooth.
Alle drei Hersteller ermöglichen bei kompatiblen Smartphones die Nutzung von hands-free-Telefonie. Das bedeutet, Sie können Ihr Smartphone beim Telefonieren in der Tasche lassen – Ihre Stimme wird über die Mikrofone der Hörgeräte direkt an das Telefon übertragen.
Phonak verwendet das klassische Bluetooth 4.2-Protokoll, wodurch die Geräte mit nahezu jedem bluetoothfähigen Smartphone kompatibel sind – auch mit älteren Modellen. Zusätzlich lassen sich zwei Geräte gleichzeitig koppeln, zum Beispiel ein Geschäfts- und ein Privathandy – ein praktischer Vorteil, den Starkey und GN ReSound nicht bieten.
Starkey und GN ReSound setzen auf moderne Bluetooth-Standards, stellen jedoch etwas höhere Anforderungen an die Kompatibilität der verbundenen Endgeräte.
Für einen Kompatibilitätscheck Ihres Smartphones nutzen Sie bitte die folgenden Herstellerlinks:
Auch wenn Ihr Smartphone, Tablet oder Laptop noch nicht über LE Audio verfügt, stellt das kein Hindernis dar. Inzwischen ist ein kompakter Adapter erhältlich, der diese technische Lücke schließt. Nach einmaliger erfolgreicher Kopplung kann der Adapter unkompliziert über den USB-C-Anschluss mit jedem bluetoothfähigen Gerät verbunden werden – und ermöglicht so die Nutzung der verbesserten LE Audio-Klangqualität, unabhängig vom eingebauten Bluetooth-Standard des Endgeräts.
Sarkey und GN ReSound übertragen Audiosignale in echter Stereoqualität direkt an beide Hörgeräte. Dies sorgt insbesondere bei geschlossener Anpassung – etwa mit Domes ohne große Belüftungsbohrung oder maßgefertigten Otoplastiken – für ein besonders sattes, klangvolles Hörerlebnis. Bei offener Anpassung hingegen kann ein Teil des Klangs nach außen entweichen, was sich auf das subjektive Klangempfinden auswirken kann. Dieser Effekt gilt grundsätzlich für alle Hörgeräte, auch für Phonak.
Phonak verfolgt eine andere Strategie: Audiosignale werden zunächst nur an ein Empfangshörgerät übertragen und dann blitzschnell an das zweite Gerät weitergeleitet. Diese interne Übertragung ist so präzise, dass im Alltag meist kein Unterschied zur echten Stereo-Übertragung wahrgenommen wird.
In unseren Praxistests berichteten die meisten Nutzer von einer weitgehend identischen Klangwahrnehmung – unabhängig davon, ob es sich um eine Mono- oder Stereo-Übertragung handelte.
Anders kann es bei speziellen Anwendungen aussehen, etwa beim Hören bilateraler Musik, bei der Klänge gezielt zwischen linkem und rechtem Ohr wechseln, oder bei Videoproduktionen mit räumlicher Toninszenierung. In solchen Fällen kann sich der Unterschied bemerkbar machen – hier bieten Starkey und GN ReSound das authentischere Stereoerlebnis.
Das Zubehörsortiment von Starkey und GN ReSound fällt im Vergleich zu Phonak etwas schlanker aus – was wenig überrascht, da Phonak in diesem Bereich seit Jahren als führender Anbieter gilt. Dennoch bietet auch Starkey ein solides Zubehörportfolio, das sich im Vergleich mit anderen Herstellern gut behauptet und die wichtigsten Anwendungsbereiche zuverlässig abdeckt.
In unserem Artikel zu Hörgerätezubehör können Sie sich die einzelnen Geräte ansehen.
Phonak überzeugt in diesem Bereich durch eine bemerkenswerte Vielseitigkeit und ein breit gefächertes Zubehörangebot, das zahlreiche Anwendungsszenarien abdeckt.
Der neue Auracast-TV-Streamer von Starkey und GN ReSound hingegen bietet eine besonders einfache und komfortable Lösung: Sowohl Hörgeräteträger als auch Kopfhörernutzer können sich über einen einzigen kompakten Transmitter mit kompatiblen Endgeräten verbinden – ohne aufwendige Mehrfachkopplung.
Ebenso praktisch ist der kleine Adapter zur LE Audio-Nachrüstung, der eine direkte Verbindung ermöglicht, ohne dass jedes Endgerät einzeln gekoppelt werden muss. Eine unkomplizierte und flexible Ergänzung für den modernen Höralltag.
…. den kleinen, aber feinen Unterschied machen oft die Lautsprecher im Gehörgang aus. Neben den Standardlautsprechern bieten die Hersteller folgende Besonderheiten:
Herkömmliche Hörgeräte sind mit zwei Mikrofonen ausgestattet, die außen am Ohr sitzen. Natürliches Hören jedoch beginnt im Gehörgang – dort, wo der Schall durch die individuelle Form der Ohrmuschel geleitet wird. Das Klangempfinden ist dabei so einzigartig wie ein Fingerabdruck.
Bei hinter-dem-Ohr-Geräten geht dieser persönliche Höreindruck weitgehend verloren – akustisch fühlt es sich an, als würde man seine eigenen Ohren gegen ein Standardmodell eintauschen.
GN ReSound begegnet diesem Verlust mit dem M&RIE-Hörer (gesprochen: „Marie“). Er vereint Lautsprecher und Mikrofon direkt im Gehörgang. Auf diese Weise bleibt der individuelle Klangcharakter erhalten, und auch das Richtungshören funktioniert wieder deutlich natürlicher – für eine spürbar verbesserte räumliche Wahrnehmung im Alltag.
Der ActiveVent Receiver ist der weltweit erste Hörgeräte-Hörer mit einem integrierten, mechanisch gesteuerten Ventil. Die Regelung erfolgt automatisch über die Steuerungsfunktionen des Hörgeräts und verbindet die akustischen Vorteile einer geschlossenen Anpassung mit dem Komfort einer offenen Versorgung.
In geräuschvollen Umgebungen oder beim Streaming wird das Vent automatisch geschlossen, um das Sprachverstehen zu optimieren. In ruhigen Situationen bleibt es geöffnet, um eine natürlichere Klangwahrnehmung der Umgebung zu ermöglichen. Diese automatische Umschaltung sorgt für eine situationsabhängige Klangoptimierung – ganz ohne manuelle Anpassung.
Wir haben mehreren Kundinnen und Kunden die drei Hörgeräte-Modelle im Direktvergleich zur Verfügung gestellt, um praxisnahe Unterschiede in der Signalverarbeitung aufzuzeigen.
Für den Test wurden alle Geräte so programmiert, dass sie eingehende Signale mit maximaler Unterstützung verarbeiten – also mit höchster Störgeräuschunterdrückung und maximaler Sprachanhebung. Diese Einstellungen sind im Alltag nicht immer ideal, ermöglichten uns jedoch eine besonders deutliche Gegenüberstellung der jeweiligen Klangcharakteristika und Rechenstrategien. Die spätere individuelle Anpassung Ihrer Hörgeräte erfolgt selbstverständlich maßgeschneidert auf Ihre persönlichen Anforderungen.
Trotz unterschiedlicher Hörverluste, Altersgruppen und Hörsituationen zeigten sich in der Auswertung einige klare Unterschiede:
Alle drei Modelle bieten exzellente Sprachverständlichkeit – selbst in anspruchsvollen akustischen Umgebungen.
Für eine optimale Wirkung der Hörgerätetechnologie ist es wichtig, dass möglichst wenig Direktschall ungehindert ins Ohr gelangt, da dieser die Effektivität der Signalverarbeitung reduziert. Je präziser die Hörgeräte angepasst und je geschlossener die Versorgung gestaltet ist, desto besser kann das volle Potenzial der digitalen Rechenalgorithmen genutzt werden. Mehr Informationen dazu finden Sie im Artikel
… unbedingt selbst ausprobieren!
Sollten Sie sich nach unserem Vergleich noch nicht eindeutig für einen Hersteller entscheiden können – sei es aufgrund der Modellvielfalt, der App-Funktionen oder des verfügbaren Zubehörs – empfehlen wir Ihnen, die verschiedenen Systeme in der Praxis selbst zu erleben.
Eine pauschale Empfehlung wäre wenig hilfreich, da jede Hörversorgung stark von Ihren individuellen Hörbedürfnissen, Alltagssituationen und persönlichen Vorlieben abhängt.
Unsere Informationen bieten Ihnen eine fundierte Orientierung und helfen, die Unterschiede am Markt besser einzuordnen. Die endgültige Entscheidung sollte jedoch immer auf einem persönlichen Test basieren – denn nur so lässt sich herausfinden, welches System am besten zu Ihnen passt.
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